Die Tracht.
Farbe der
Gewänder.
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Wählen wir zu unserer Betrachtung unter anderen das unter Fig. 470
dargestellte. Der Schleier der Mutter ist blau, die Stola durchsichtig
weil's, so dal's die Fleischfarbe des Busens hindurchschiminert, die Palla
rosaweifs und unten mit einer auch in der Zeichnung angedeuteten Kante
von blauer Farbe verziert. Ebenfalls rosaweils ist die Stola der zur Seite
der Mutter stehenden Tochter, während ihre Palla von gelber Farbe mit
einer bläulichweilsen Einfassung ist. Die gelbe Farbe war, wie Plinius
berichtet, schon seit alten Zeiten bei den Frauen allgemein beliebt und
kam namentlich bei den Hochzeitsschleiern in Anwendung. Die Braut
trägt eine rosaviolette Stola, unten mit einer dunkleren, reich gestickten
Falbel (instiita) geschmückt; ihre Palla ist hellblau. Die Dienerin endlich
ist mit einem weilsen Untergewande und einem blauen Obergewande be-
kleidet. Nicht selten zeigt es sich auch, dal's auf WVandgemälden die Farbe
der inneren Seite der Gewänder sich wesentlich von der der äußeren
unterscheidet; so z. B. ist auf dem den Perseus mit der Andromeda dar-
stellenden Gemälde (Zahn, die schönsten Ornamente etc. 3. Folge. Taf. 24)
das Gewand des Perseus aufsen röthlichbraun, im Innern aber weifs, das
der Andromeda aufsen gelb, innen hingegen blau. Ob wir dabei an ein
Füttern der Kleider mit einem anderen und anders gefärbten Stoll, wie
solches ja auch bei unseren Frauengewändern zu geschehen pflegt, zu
denken haben, müssen wir freilich dahingestellt sein lassen.
Eine besondere Beachtung verdienen aber die bei den Römern so
vielfach erwähnten Purpurgewänder aus Wolle und Seide, welche stets
im Rohstoif gefärbt wurden. Zwei Schneckengattungen, die Trompeten-
schnecke (buccinum, wmrew) und die eigentliche Purpurschnecke (purpura,
pelagia), deren ursprünglich gelblichweifser Saft sich aber durch die Ein-
wirkung der Sonne und unter Mitwirkung von Feuchtigkeit in ein schönes
Violett verwandelt, wurden zur Purpurfärberei benutzt. In der Regel
kam der ins Scharlachroth spielende Buccinsalt nur in einer Mischung
mit dem eigentlichen Purpur in Anwendung, indem, hätte man mit ihm
allein färben wollen, die Farbe schnell verblichen wäre. Der eigentliche
Purpursaft hatte hingegen zwei natürliche Hauptfarben, eine schwärzliche
und eine rothe, welche entweder rein oder durch andere Substanzen ver-
dünnt zum Färben gebraucht wurden. Durch diese Mischung, sowie durch
ein mehrmaliges Eintauchen in die Farbe verstanden die Alten die ver-
schiedensten Schattirungen und Nuancen hervorzubringen, deren Zahl auf
dreizehn angegeben wird. Mischte man den schwärzlichen Purpursaft mit
dem Buccin, so entstand die allgemein beliebte Amcthyst-Violett- und
Hyacinth-Purpurfarbe (iicmthinuwt, violacezwn). Wurde hingegen zur Er-