Die Tracht.
Synthesis.
Tuuica.
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getragene Sagum, mit welchem auf den Monumenten der Kaiserzeit, z. B.
auf dem Bogen des Septimius Severus, fast sämmtliche barbarisehe Krieger
bekleidet erscheinen. Ueber den mit dem Namen cucullus bezeichneten
Umhang werden wir auf S. 587 das Nöthige beibringen.
Durchaus im Unklaren sind wir über die Form des mit dem griechi-
schen Namen syntkesis bezeichneten Gewandes, von dem es übrigens nicht
einmal feststeht, 0b dasselbe umgelegt (amictus) oder angezogen (indu-
mentum) wurde, da die bildlichen Darstellungen von Triclinien, aus denen
man vielleicht einen Aufschlufs erwarten dürfte, auch nicht den geringsten
Anhalt geben. Aufserhalb des Hauses dieselbe zu tragen, war nur an den
Saturnalien und hier auch nur unter den höchsten Ständen üblich; im
Hause hingegen bediente man sich ihrer bei den Triclinien, wo die falten-
reiche Toga sowohl zu Warm, als auch hinderlich gewesen wäre. Dafs
diese Tafelkleider (vestes cenator-iae) in hemdartigen Gewändern bestanden
haben, dafür scheint ein Epigramm des Martial zu sprechen, in welchem
der weichliche Zoilus deshalb verspottet wird, dafs er eilfmal seine durch
Schweifs befeuchtete Synthesis gewechselt habe. Daraus geht hervor, dafs
dieses Kleidungsstück, ähnlich der Tunica, ein indumentum gewesen sei
und somit unmittelbar mit dem Körper in Berührung kam, während bei
einem losen Umhange das Durchschwitzen der Kleider füglich nicht mög-
lich gewesen wäre.
Wie bei den Griechen der Chiton, bildete die tunica bei den Rö-
mern das einzige Gewand, welches angezogen wurde. Für Männer, wie
für Frauen war dieselbe von gleichem Schnitt, und nur die Mode und
der Luxus fügten hier und da etwas hinzu, oder modelten an diesem
ursprünglich einfachen Gewande, ohne dasselbe jedoch in seinen Grund-
formen wesentlich zu verändern. Die Tunica war das leichte, bequeme
Hausklcid, Welches aber zu der Zeit, als die Toga nur noch aufserhalb
des Hauses angelegt wurde, unter derselben getragen wurde. Sie glich
dem ärmelloscn oder kurzärmeligen Chiton, reichte bis zu den Waden
herab, wurde aber unter der Brust durch einen Gürtel (cinctura) ge-
gürtet, hinter welchem das Gewand in derselben Weise, wie die Griechen
es mit dem Chiton zu machen pflegten (vgl. S. 179) in die Höhe gezogen
wurde, so dafs es über den Gürtel in Falten herabfiel. In solcher ein-
fachen, bis zu den Knieen aufgeschürzten Tunica erblicken wir z. B. die
Träger der hierosolymitanischen Tempelschätze auf dem Bogen des Titus
(vgl. in 109 die Abbildungen zu dem Abschnitt über den Triumphzug),
und bei allen mit der Toga bekleideten Statuen ist das unter derselben sicht-
bare, den Oberkörper bis zum Halse bedeckende Gewand als Tunica zu be-
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