Die Tracht.
Toga.
Paenula.
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streifen fehlte. Ebenso legte die Jungfrau, denn auch die freie Römerin
durfte die Toga tragen, bei ihrer Verheirathung diese purpur-verbrämte
Toga ab. Bei den Männern aber begegnen wir der toga praetexta
wieder als Amtstracht gewisser Classen von Staatsbeamten. So erschienen
in ihr die Consuln, Praetoren, curulischen Aedilen und Priester; zweifel-
haft jedoch ist es, ob auch der Dictator, der Magister Equitum im städti-
schen Leben, sowie die Censoren sich dieser Tracht bedienen durften.
Aufser der toga praeteteta geschieht noch der mit Stickereien reich ge-
schmückten 509a pictä Erwähnung, welche von den Triumphatoren, sowie
zur Kaiserzeit von den Consuln und von den Praetoren bei den öffent-
lichen Spielen getragen wurde; sie führte auch den Namen der toga
Capitolina. Gleichfalls zu des Classe derjenigen Gewänder, welche
nur bei festlichen Gelegenheiten gewissen Persönlichkeiten zustanden,
gehörte die mit eingestiekten Palmenzweigen geschmückte Toga, toga
palmata.
Neben der Toga, diesem für die freie Bewegung freilich etwas un-
bequemen Staatskleide, ohne welche sich öffentlich zu zeigen in früherer
Zeit wenigstens dem Anstande zuwider war, während zur Kaiserzeit das
Tragen der Toga nur beim Erscheinen in den Gerichtsversalnmlungen,
im Theater, Circus und bei Hofe durch die Etiquette geboten war, gab
es noch andere Arten von Ueberwürfen, deren man sich als einer be-
quemeren und gegen die Einwirkung der Witterung schützenderen Tracht
schon-seit älteren Zeiten bediente. Wir erwähnen hier zunächst der pae-
nula, die man nach ihrem Schnitt mit dem in Südamerika gebräuchlichen
Poncho vergleichen könnte, nur dal's dieser bis zu den Füfsen hinabreicht,
während die Paenula den Körper nur etwa bis zur Kniehöhe bedeckte.
Sie war ein ärmelloser, hinten geschlossener Mantel (vestlimentum clau-
sum) mit rundem Halsausschnitt, durch welchen der Kopf gesteckt wurde.
An beiden Seiten war dieselbe offen, vor der Brust aber vom Halse ab-
wärts wenigstens auf zwei Drittel ihrer Länge mit einer Naht versehen.
Vorzüglich auf Reisen, sowie in der Stadt bei regnerisehem und kühlem
Wetter wurde die Paenula bald über die Toga, bald über das Weiter
unten zu beschreibende Untergewand, die Tunica, sowohl von Männern,
als von Frauen angelegt und deshalb aus einem derben Wollenstolfe oder
Leder verfertigt. Anfangs verwandte man dazu einen vom Auslande ein-
geführten, auf der inneren Seite glatten, auf der äufseren zottigen Stoff
von Linnen, gausapa genannt, statt dessen jedoch die spätere Zeit wol-
lene Mäntel (paenula gausapina) einführte. Auf Monumenten läfst sich
diese Tracht nur in wenigen Fällen mit einiger Bestimmtheit nachweisen,