570
Die Gartenanlagen.
grünen. Der Epheu windet sich um Stamm und Aeste und schlingt sich
von einem Baum zum andern fort. Dort liegt eine kleine Wiese, hier
Buchsbaum in tausend Gestalten, mitunter in Form von Buchstaben ge-
schnitten, die bald den Namen des Herrn, bald den des Gärtners be-
zeichnen u. s. w. Dann folgt ein Bosquet mit einer Ruhebank von weifsem
Marmor, über die ein Weinstock sich wölbt, den vier kleine von karysti-
schem Marmor angefertigte Säulen stützen. Durch kleine Röhren iliefst
ein Wasserstrahl, gleich als ob er durch den Druck der Sitzenden heraus-
geprefst würde, aus der Ruhebank und fällt in einen ausgehöhlten Stein,
aus dem er unvermerkt wieder in ein anderes Marmorbecken abfliefst.
Will man hier speisen, so setzt man die schwereren Schüsseln auf den
Rand des Beckens, die leichteren Gerichte aber läfst man in Gefäfsen,
welche in- Gestalt kleiner Schiffe oder Vögel geformt sind, auf dem Bassin
herumschwimmen." So die Schilderung beim Plinius, in welcher freilich
einer jener grofsen Lustgärten beschrieben wird, welche die Reichen bei
ihren Villen fern vom Getümmel der grofsen Städte anlegen liefsen, um
dort sich den Freuden einer sommerlichen Villeggiatur zu überlassenl. An-
ders aber war das Verhiiltnifs in den gröfseren Städten, namentlich in
Rom, wo jeder Fufs breit Landes zur Anlage von Wohnungen benutzt
werden mufste und nur mit schweren Geldopfern in dem Häusermeer ein
Raum zur Einrichtung eines Gärtchens gewonnen werden konnte. Hier
mufste freilich schon bei der ersten Anlage des Wohnhauses auf ein
Fleckchen Landes Bedacht genommen werden, das, wenn auch einge-
schlossen von den hohen Mauern der rings dasselbe umgebenden Baulich-
keiten, den Hausbewohnern doch gewissermaßen den Genufs der freien
Luft zu ersetzen vermochte. Solche Viridarien, wenn auch des lebendigen
Blätter- und Blumenschmuckes beraubt, aber doch noch geziert mit den
Resten von Veranden, Statuetten, Springbrunnen (auch bildlich dargestellt
auf einem Wandgemälde vPitture antiche d'Ercolano". V01. II. Tav. 21)
und Wasserbehtiltern, sind uns in den Ruinen Pompejis unter anderen in
den Häusern-des Diomedes, des Meleager, des kleinen Brunnens und des
Centauren erhalten. Dafs aber auch das Alterthum bereits Glashäuser
zum Schutz zarter Gewächse gegen die winterliche Kälte gehabt hat, gebt
unter anderen aus nachstehenden Versen MartiaPs (VIII, 14) hervor:
Dafs nicht der zarten BaumschuY ein herber Winterfrost schade,
Und dem Cilicischcn Obstgarten die schneidende Luft,
Stellst du den stürmischen Winden ein Obdach entgegen, das ohne
Sehneegestöber und Reif Eingang der Sonne vergönnt.
die Einrichtung der Villen
über
vergleiche
Man
und 438 B".
S. 435 ff.