Die Gartenanlagen.
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und Blumen, welche zum Nutzen und zum Schmuck der Gärten gezogen
wurden. Bedurfte man doch bei feierlichen Handlungen, sowie beim hei-
teren Mahle stets frischer, duftender Blumen. Die Zucht fremdländischer
Gewächse, wie solche die Neuzeit namentlich den tropischen Zonen ver-
dankt, und die hier durch ihren Blätterschmuck, dort durch die Pracht
ihrer Blüthen das Auge ergötzen, war den Griechen wie den Römern
unbekannt. schattige Laubgiinge von Platanen, wohlgeptlegte, von Ra-
batten eingeschlossene Wege, ein künstliches Ziehen der strauch- und
haumartigen Gewächse zu Guirlanden und das Verschneiden der Hecken
und Bäume, namentlich der Cypresse und des Buchsbaumes, in allerlei
bizarre Formen, die Anlage von F ontainen und Fischbehältern, darin be-
stand hauptsächlich die Gartenkunst der Römer, und lebhaft werden wir
hierbei an die Anlage der Gärten zu Versailles durch Ludwig XIV. erin-
nert, welche als mustergültig überall ihre Nachahmung fanden, jetzt aber
glücklicherweise durch einen gesunderen Sinn für natürliche Schönheit
verdrängt worden sind. Hören wir zur Veranschaulichung eines solchen
römischen Gartens die in einem Briefe des jüngeren Plinius enthaltene
Beschreibung, in welcher er die Freuden des Landlebens auf seiner in-
mitten eines ausgedehnten Parkes gelegenen tuscanischen Villa schildert:
wVOP der Halle des Landhauses befindet sich eine Terrasse, in allerlei
Figuren geschnitten und mit Buchsbaum eingefafst, daran ein schräg ab-
fallender Rasenplatz, an dessen Seite der Buchsbaum in Form von allerlei
sich einander ansehenden Thieren geschnitten ist. Auf der Ebene steht
eine Partie zarten Acanthus, um welchen ein Spazierweg läuft; dieser ist
mit einer Hecke von Immergrün, welche in verschiedene Figuren geschnitten
ist und immer unter der Scheere gehalten wird, eingeschlossen. Daneben
windet sich eine Allee in Gestalt einer Rennbahn um mannigfach geschnit-
tenen Buchsbaum und niedrig gehaltene Bäume herum. Das Ganze ist
mit einer Wand eingefafst, welche sich durch terrassenweise gesetzten
Buchsbaum dem Auge entzieht. Darauf folgt eine Wiese, die. durch ihre
natürliche Schönheit nicht minder gefällt, als jenes andere durch die Kunst
Erzeugte. Weiterhin liegen Felder und viele andere Wiesen und Bosquets."
Nicht minder romantisch wird die Einrichtung des Landhauses und des
Sommerpavillons mit seiner Aussicht auf die Herrlichkeiten des Gartens,
der Felder und des Waldes beschrieben, und weiter heißt ES dann! "V01"
diesem Gebäude liegt eine sehr geräumige Reitbahn; in d" Mitte 05'911,
stellt sie sich dem Auge des Hineintretenden in ihrer ganzen Ausdehnung
dar. Von Ahornhiiumen ist sie umpflanzt, an denen Epheu hinaufrankt,
so dafs die Bäume oben in ihrem eigenen, unten aber in fremdem Laube