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Thürcn.
Thi
rverschlufs.
hälter und Spinden, wurden nicht mit Riegeln, sondern mit Schlössern
und Schlüsseln verwahrt. Solche Schlüssel (Fig. 463) haben sich denn
auch bei den Ausgrabungen in Menge vorgefunden, und jedes gröfsere
Museum hat unter seinen Anticaglien gewifs eine reiche Auswahl derselben
aufzuweisen. Mit den wunderlichst geformten Bärten (Fig. 463 b), welche
_ einen sehr complicirten Mechanis-
3 Flgföa mus der Schlösser voraussetzen,
(D in allen Gröfsen, von dem kleinen
AA i ' Ringschlüssel (Fig. 463a) an, wel-
"j eher, am Fingerringe befestigt oder
ä in Form kleiner Dietriche an einem
o Reifen zu einem Schlüsselhunde
u b c vereinigt (Fig. 466 c), zum Ogifnen
der kleinen Schatullen und Schmuckkästchen diente, bis zu dem mächtigen
Thürschlüssel mit hohlem Stiel, der in seiner Construction unseren sogenann-
ten altdeutschen Schlüsseln oft nicht unähnlich war, finden sich häufig noch
ganz wohlerhaltene, nur mit dem edlen Rost überzogene Exemplare vor.
Selbst einzelne Schlösser, freilich in sehr zerstörtem Zustande, sowie auch
mannigfache Schlüsselbleche sind uns erhalten, und flöfsen uns allerdings
einigen Respect für die römische Schlosserkunst ein, wenn auch die com-
plicirten Schlösser der Alten ebensowenig eine unbedingte Sicherheit gegen
frechen Einbruch gewährt haben mögen, wie die berühmten Kunstschlösser
unserer Tage.
Aufser diesem auf die Strafse führenden Ausgange scheinen die Ein-
gänge zu den inneren Gemächern nicht mit Thüren verschlossen gewesen
zu sein; eine feste Thür hätte ja den Zugang der Luft in die ohnehin
oft sehr kleinen Schlaf und Wohngemächer nur allzusehr abgesperrt.
Vorhänge, Portieren (vela) vertraten wohl in den meisten Fällen hier die
Stelle der Thüren, und es haben sich in Pompeji noch die Stangen und
Ringe, welche diese Teppiche zu tragen hatten, vorgefunden.
Treten wir nun ohne Furcht vor dem Rohrstabe (virga) oder der
drohenden Faust, welche der Thürhüter (ostiarius) wohl mitunter den
seinem Gebieter lästigen Besuchern entgegenzustrecken pflegte, in das In-
nere des Hauses. Heifst uns doch das auf der Thürsehwelle eingegrabene
SALVE willkommen. Wir betreten das Atrium, den eigentlichen Mittel-
punkt des Hauses und der Familie, wie die gute alte Zeit es wollte.
Dort stand einst der häusliche Heerd mit seinen Laren und Penaten, den
Symbolen der häuslichen Mitte, dort das ehrwürdige Ehebett, der lectus
genialiß, dort waltete einst die züchtige Hausfrau und liefs, umgeben von