Die Lampen.
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"Doch was will, so fragf ich, die Dattel, die runzlige Feige
Und des Honigseims Siifs, wohl in der WVabe verwahrt?
Gute Bedeutungen sind's, weil süfs der Geschenke Geschmack ist
Dafs die begonnene Bahn ende das süfsesle Jahr.
Ebenso erinnert das altrömische As mit dem Bilde des doppelköpligen
Janus, den wir auf unserer Lampe erblicken, an die römische Sitte,
solches Schaustück alter Zeiten seinen Bekannten als Neujahrsgruß zu
übersenden, eine gute Sitte, deren Verfall Ovid in folgenden YVorten
beklagt:
Kupfer gab man vordem. Jetzt bringt nur das goldene Schauslück
Segen in's Ilaus,.ihn1 weicht schnell der verrostete Tand.
Eine andere Neujahrslampe mit einer gleiehlautenden Inschrift trägt in
ihrer Mitte das Bild des Esels, welcher am Jahresfeste der Vesta, am
S. Juni, bekränzt durch die Strafsen geführt wurde. Durch den Esels-
sehrei war ja die Unschuld der keusehexi Vesta bewahrt worden und die
Lampe als 'l'rägerin der stillen Hausflamme konnte daher ganz passend
mit dem Bilde des der Göttin geheiligten Thieres geschmückt vderdenb-
Eine grofse Anzahl der Thonlampen tragen auf ihrem Fufsc bald vertiefte,
bald Relief-Insehriften. Dieselben beziehen sich auf die Namen der Töpfer,
der Werkstätten, der Besitzer, der Kaiser, unter deren Regierung das
Fabrikat entstanden ist u. s. w.; andere Figuren hingegen sind nur Fa-
brikzeiehen.
Abweichend von den eben betrachteten Lampenforinen sind die unter
Fig. 459 b undi dargestellten Lampen; auf ersterer erhebt sich ein Sa-
cellum mit dem thronenden Bilde des Beherrsehers der Unterwelt, letztere
aber hat die Form eines mit der Sandale bekleideten Fufses. Eine bei
weitem gröfsere Eleganz und Mannigfaltigkeit in ihren Formen zeigen
aber die bronzenen Lampen, von denen eine nicht irnbedeutende Anzahl
als Schaustücke in unseren Museen aufbewahrt wird (Fig. 459 a, f, g,
h, 1c). Herculanum und Pompeji haben uns auch hier wiederum eine Reihe
der schönsten Exemplare geliefert, welche durch die ebenso praktische,
als geschmackvolle Anordnung ihrer Handhaben und Disken zu den zier-
lichsten Geräthen des Alterthums gerechnet zu werden verdienen.
Zum Entfernen der Schnuppe vom Dochte (putres jfungi), sowie zum
Hervorziehen desselben bediente man sich, ganz ähnlich wie bei unseren
sogenannten Küchenlampen, kleiner Zangen, welche in grofser Anzahl in
1 Das kgl. Anliquarium zu Berlin besitzt eine Anzahl ähnlicher Neujallrslamluvn.
Desgleichen sind Lampen, deren Discus mit verschiedenen, in buntem Gemisch überein-
ander gelegten Münzen gefüllt erscheinen, daselbst in mehreren Exemplaren vorhanden.