Gefäße.
Keltern und Gultur
des Weins.
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aufserdem bei der Tafel benutzt; mit Schnee gefüllt setzte man das Filtrir-
hecken (colzmz nivarium) auf ein grofses Weingefäfs oder auf einen Trink-
becher und gofs sodann den ungemischten Wein darüber, welcher dadurch
gekühlt, verdünnt und gleichzeitig frei von jedem Bodensatz in das darunter
stehende Trinkgeräth abflofs.
Was nun die Weinsorten betrifft, so gab es deren zahllose in Ita-
lien. Von den unteritalischen Griechen hatten die Römer die Cultur der
Reben kennen gelernt, und Reben aus dem eigentlichen Griechenland wurden
nach Italien verpflanzt, wie denn auch die Römer überall dorthin die Wein-
cultur trugen, wo dieselbe bis dahin unbekannt gewesen war. Wie Pli-
nius (nat. hist. XXXIII, 20) erzählt, war der surrentische Wein vor allen
anderen Sorten in früherer Zeit beliebt, später aber der falerner oder der
albaner. Dafs aber schon damals diese berühmten Weine bereits gefälscht
wurden und, wie Plinius sich ausdrückt, nur der Name des Weinlagers
den Preis der Weine bestimmt, diese selbst aber schon in den Kellern
verfälscht wurden und die am wenigsten gekannten Weine damals schon
jedesfalls die reinsten und unschädliehsten waren, kann vielleicht dem
weiten Gewissen unserer Weinhändler zur Beruhigung dienen. Nicht min-
der berühmt waren der Caecuber, der später durch den Setiner ersetzt
wurde, ferner der Massicer, Albaner, Calener u. s. w. Achtzig Orte un-
gefzihr gab es im Alterthume, welche edle Weinsorten erzeugten, und
zwei Drittheile von diesen kamen allein auf Italien. Die antike Weinkarte
hatte mithin mindestens ebenso viel Namen aufzuweisen, als die berühm-
ten Weinkarten unserer Hotels. Hölzerne Weintonnen waren wenig-
stens zur Zeit des Plinius in Rom nicht üblich; sie scheinen sich erst
später von den Alpengegenden aus, wo sie gebräuchlich waren, verbreitet
zu haben; vielleicht sind die auf der Columna Trajana von römischen
Soldaten in kleine Flufshote verladenen Tonnen solche im Norden übliche
Weingefäfse. Was die bildlichen Darstellungen der Weinlese und Wein-
kelterung betrifft, so besitzen wir deren mehrere. So z. B. erblicken wir
auf einem Basrelief in der Villa Albani (Panofka, Bilder antiken Lebens.
Taf. XIV, 9) in der Mitte des Bildes eine Kelter, in der drei Knaben die
Weintrauben, welche ihnen in Körben zugetragen werden, mit den Füfsen
ausstampfen. Der Most fliefst aus der gröfseren Kufe in eine kleinere, aus
der ein Knabe mit einer Schöpfkanne das Getränk in ein kraterförmig
aus Weiden geflochtenes und verpiehtes Gefäfs schöpft, während zur
rechten Seite ein anderer Knabe den Inhalt eines solchen Korhgefäfses in
in ein Dolium ausgiefst. Eine Presse, bestimmt den letzten Saft der Wein-
treber auszudrücken, ist im I-Iintergrunde sichtbar. Eine andere Kelter
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