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Gefäße.
Murrhinische Gefäfse.
Schöpfgefifse.
guten Geschmack gehört zu haben, in Besitz wenigstens eines solchen Ge-
fäfses sich zu setzen, und enorme Summen wurden für diese sowohl, wie
für die nicht minder beliebten Krystallgefiifse vergeudet. Für den Werth,
welchen die Römer auch auf diese letzteren Gefäfse legten, möge eine
Anekdote als Beleg dienen. Bei einem Mahle, welches der reiche Vedius
Polio dem Kaiser Augustus zu Ehren gab, hatte ein Mundschenk das
Unglück, einen kostbaren Krystallbecher zu zerbrechen. Sofort befahl der
erzürnte Hausherr, den Mundschenk den Muränen vorzuwerfen, welche in
einem Teiche vorzugsweise mit Menschenlleisch gemästet wurden. Augustus
aber liefs, da seine Fürsprache für den Unglücklichen beim Polio ver-
gebens war, alles kostbare Tafelgeschirr herbeibringen und zertrümmern
und rettete so dem Sklaven das Leben. Von welchem Material diese vasa
mwrhina gewesen sind, darüber wurden wenigstens früher die verschie-
densten Vermuthungen aufgestellt. Man hielt die Masse für Glastlufs,
Speckstein oder chinesisches Porcellan, während in der Neuzeit sich die
Ansicht geltend gemacht hat, dafs eine edlere Art orientalischen Flufs-
spathes dazu verwendet worden sei. Die Eigenschaften dieses Minerals
stimmen denn auch mit der Beschreibung beim Plinius überein, in der
von den murrhinischen Geliifsen gesagt wird, dal's sie vglänzen, ohne zu
blenden, und in der That mehr schimmern, als glänzen. Ihr Werth be-
ruhe in ihrer Buntfarbigkeit, weil sich purpurne und weifse Flecken hier
und da verschlingen und eine dritte aus beiden entstehende Farbe geben,
indem beim Uebergange der Farben in einander der Purpur gleichsam
feurig und hell, das Weil's aber roth werdeß Selbst der Wein soll nach
den Berichten der Alten in diesen Gefafsen einen angenehmen Geschmack
angenommen haben. Als murrhinisches Gefafs bestimmt nachweisbar be-
sitzen wir keines aus dem Alterthume; ziemlich wahrscheinlich ist es je-
doch, dafs eine im Jahre 1837 in Tyrol aufgefundene halbdurchsichtige
Schale, welche der ungemeinen Dünnheit ihrer Wände wegen nur auf der
Drehbank gearbeitet sein kann, aus diesem Material bestehe. Die Zartheit
und Zierlichkeit des Gefäfses lassen eine nähere Untersuchung leider
nicht zul.
An die Trinkgefäfse reihen sich die kannenartigen zum Schöpfen und
Ausgiefsen von Flüssigkeiten an, von denen wir unter Fig. 453 zwei Ab-
bildungen nach Bronzegefäfsen im Museo Borbonico wiedergegeben haben.
Mit ihren Formen sind wir theilweise wenigstens durch die unter Fig. 201
abgebildeten griechischen Thongefäfse bereits vertraut. Das Metall liefs
1 Neue Zeitschrift des Ferdinandeunms.
dieses Gefäfses sich belindet.
1839 ;
auch
woselbst
eine Abbildung