Gefäfse.
Gefäfse
aus G
Murrhinische Gefäfse.
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und denselben Fabrikort hinweisen. Vielleicht gehören sie zu jener Classe
von Glasgefälsen, welche im Alterthum als vasa diatreta bekannt waren
und von denen der Kaiser Hadrian einige Exemplare aus Aegypten an
seine Freunde nach Rom sandte. Der unter Fig. 452 abgebildete Becher,
Fig 452 welcher in der Nähe von Novara gefunden wurde, mag
zur Veranschaulichung dienen. Winckelmann beschreibt
iwtf; denselben in seiner Kunstgeschichte mit folgendenWorten:
ä v: nilü vDie Schale ist äufserlich netzförmig und das Netz ist
wohl drei Linien vom Becher entfernt, mit welchem es
vermittelst feiner Fäden oder Stäbchen von Glas, die in
F" fast licher Entfernun vertheilt sind verbunden ist.
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' Unter dem Rande zieht sich in hervorstehenden Buch-
staben, die auch, wie das Netz, durch Hiilfe der erwähnten Stäbchen
etwa zwei Linien von dem eigentlichen Becher getrennt sind, folgende
Inschrift herum: BIBE VIVAS MVLTIS ANNIS. Die Buchstaben der
Inschrift sind von grüner Farbe, das Netz ist himmelblau und der Becher
hat die Farbe des Opals, dal's heifst eine Mischung von Roth, Weil's, Gelb
und Himmelblau, wie die lange Zeit unter der Erde gelegenen Gläser zu
sein pllegenß Aehnlich sind die drei Gefäfse, welche zu Strafsburg und
Cöln gefunden worden sind (vgl. Jahrbücher des Vereins von Alterthums-
freunden im Rheinlande. Jahrg. V. S. 377. Taf. XI. XII), und bei allen
dreien zeigt es sich deutlich. dal's sie mittelst des Rades aus einer festen
Glasmasse, ohne Auflöthung des Netzes und der Buchstaben, gearbeitet
werden sind.
Den höchsten Werth unter den Trinkschalen, mit Ausnahme der-
jenigen vielleicht, bei denen die Liebhaberei das mit ihrer Abstammung
verknüpfte historische Interesse bezahlte, behaupteten die aus dem Orient
nach Rom eingeführten mnrrhinischen Gefäfse (vasa murrhina). Pompejus
brachte nach seinem Siege über die Seeräuber zuerst einen solchen Becher
nach Rom, den er in den Tempel des capitolinischen Jupiter weihte. Augustus
behielt, wie bekannt, aus dem Schatze der Kleopatra nur einen murrhini-
sehen Becher liir sich, während er das goldene Tafelgeschirr einschmßllßrl
liefs, und der Consular T. Petronius, welcher eine der seltensten Samm-
lungen von kostbaren Gefäfsen zusammengebracht hatte, besafs in dieser
als Hauptstück ein Becken aus Murrha, welches er fiir 300,000 Sestertien
erstanden hatte, das er aber vor seinem Tode noch vernichtete, um es
den habgierigen Händen des Nero zu entziehen. Und Nero selbst ging in
seiner Verschwendung so weit, dal's er für seinen gehenkelten Mundbecher
von Murrha eine Million Sestertien bezahlte. Ueberhaupt scheint es zum