Alle diese Gefafse werden wir mithin als nichtrömische nicht weiter in
Betracht ziehen und haben wir es auch aus diesem Grunde vermieden,
die Vasenbilder irgendwie für die Darstellung römischen Lebens zu be-
nutzen. Bereits ist darauf hingewiesen worden, dal's die grofsen Töpfer-
werkstäitten im eigentlichen Griechenland einen ausgebreiteten überseeischen
Handel mit ihren Fahricaten trieben, und dal's in Italien selbst sich eine
Anzahl solcher grofsartigen Fabrikorte befanden, welche nicht allein die
griechische Bevölkerung der Halbinsel, sondern auch die mit ihr später
vermischte römische mit diesen Geräthen versorgten. S0 hürgerten sich
bei den Römern nicht nur griechische Gefäfse ein, sondern griechische
Formen wurden auch für die einheimische römische Fabrication mustergültig.
Bis zu welchem Grade der Vollkommenheit aber diese einheimische Kunst-
thätigkeit gediehen war, können wir freilich nicht fiiglich ermessen, da die
Zahl der durch ihre Inschriften und Fundorte als ächtrömisch zu bezeich-
nenden Thongefälse meistentheils nur einem niedrigen Handwerksbetriebe
angehört. Ganz analog der Neuzeit, in der fast jeder Ort von einiger
Bedeutung eine oder mehrere Töpferwerkstätten besitzt, aus welchen die
ordinären, für den häuslichen Gebrauch nothwendigen Geschirre hervor-
gehen, hatten sich auch im Alterthume bei jeder gröfseren Niederlassung
Töpfer etablirt, welche, je nach dem Material, das der Boden ihnen darbot,
die Umgegend mit dem gewöhnlichen Topfgeschirr versahen. Derartige
Werkstätten, welche aus den nochferhaltenen Brennöfen, sowie durch die
massenhaft um sie aufgehäuften Scherben leicht kenntlich sind, finden sich
beispielsweise in den Neckargegenden noch mehrfach vor. Die Ausbeute
an noch erhaltenen Gefäfsen ist jedoch an diesen T öpferwerkstätten nur
eine höchst unbedeutende, und selten ltifst sich aus den, den mannig-
fachsten Gefäfsformen angehörenden Scherben ein vollständiges Gefäfs
wiederherstellen. Schon reicher ist die Ausbeute an wohlerhalteuen Thon-
geräthen aus römischen Gräbern. Die meisten derselben sind aber von
geringer Qualität und stehen in Bezug auf ihre künstlerische Behandlung
den griechischen bei weitem nach. Vorzugsweise ist die Classe der klei-
neren Trink- und Schöpfgefäfse, sowie der Balsamfltischchen in ihnen ver-
treten, mit deren Formen wir durch die in dem Abschnitte über die grie-
chischen Gefäfsformen beigebrachten Abbildungen (Fig. 201) bereits vertraut
sind. Neu für uns sind nur die Küchengeräthe aus Thon, von denen die Aus-
grabungen manche interessanten Beispiele geliefert haben. Aus den Formen
derselben, sowie aus einer Vergleichung mit den bei uns gebräuchlichen Ge-
fafsen wird sich in den meisten Fällen schon die Art und Weise ihrer An-
wendung ergeben, und nur hier und da dürften wir fremden Formen begegnen.