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Geräthe zum Liegen.
Sigma.
artig, dafs drei und mehrere Triclinien in ihnen aufgestellt werden konnten,
neben denen für die zahlreiche Dienerschaft, sowie für die zur Unter-
haltung der Gesellschaft bestimmten Künstler noch hinreichender Raum
frei blieb.
Als am Ende der Republik runde Tische (orbes) an Stelle der vier-
eckigen häufiger in Gebrauch kamen, mufsten natürlich die drei recht-
winklig um die Tafel angeordneten Klinen zu einem einzigen, der Rundung
des Tisches entsprechenden, halbkreisförmigen Lager vereinigt werden,
welches wegen seiner Aehnlichkeit mit dem griechischen C den Namen
sigma oder steibadizem erhielt. Die Eckplätze (cornua) galten hier, und
zwar der auf dem rechten Flügel (in dextro cornu) als erster, der auf
dem linken sinistro cornu) als zweiter Ehrenplatz. Auf einem
solchen Sigma erblicken wir auf einem anmuthigen pompejanischen Wand-
gemälde (Mus. Borbon. Vol. XV. Tav. 46) eine Anzahl Eroten um einen
runden, mit Trinkgefafsen besetzten Tisch gelagert. Ein einziges grofses
Kissen, welches längs des dem Tische zugekehrten Randes des Lagers
hinläuft, dient als Ruhepunkt für die Oberkörper der Zechenden, über
deren Häuptern ein leichtes Zeltdach an aufgestellten Stangen schwebt.
Noch anders ist das Arrangement auf einem in der Nähe des Grabmals
der Scipionen an der Via Appia aufgefundenen Wandgemälde (Campana,
Di due sepolcri romani del secolo di Augusto etc. Roma 1840. Tav. XIV).
Hier hat der Tisch die Gestalt eines Halbmondes (mensa lunata), längs
dessen Aufsenseite das mit eilf Personen besetzte Sigma sich befindet,
welche zum Leichenmahle sich hier vereinigt habenl.
Hatten sich nun schon, wie oben gezeigt, Luxus und Comfort für
die decorative Ausstattung von Bettstellen und Betten vereinigt, so
fanden die Römer in den 'I'riclinien, wo es vorzugsweise galt, den Gästen
einen Begrilf von dem Reichthum und Geschmack des Besitzers beizu-
bringen, die erwünschte Gelegenheit, die gröfste Pracht zu entfalten. Mit
kostbaren Teppichen und schwellenden Pfühlen bedeckte Ruhelager luden
die Schmausenden zum Niederlegen ein, und der mit dieser Einrichtung
harmonirende Bilderschmuck der Wände, des Mosaikfufsbodens, die Pracht
der rings im Gemache auf kostbaren Tischen vertheilten Schaugeräthe,
endlich aber die mit den leckersten Speisen besetzte Tafel übten jedesfalls
einen gewissen Zauber auf die Stimmung der Gäste aus.
Schliefslich erwähnen wir noch der freistehenden Bänke aus Bronze,
wie solche in dem Tepidarium der Thermen zu Pompeji (Fig. 420) auf-
l Man vergleiche die Beschreibung eines solchen mit Männern und Frauen besetzten
Sigma auf. einem Wandgemälde im Bulleltino arch.Napo]etano. 1845. p. 82.