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Geräthe zum Sitzen.
Cathedra,
Solium.
des Ausdruckes catkedra. lhre Form glich der unserer Salonstiihle, mit
dem Unterschiede jedoch, dafs vermöge der bald halbkreisrunden, bald weiter
ausgeschweiften Rüeklehne jener der Oberkörper des Sitzenden eine unge-
mein behagliche Lage einzunehmen vermochte. Weiche, sowohl an der Rück-
lehne, wie auf dem Sitze angebrachte Polster machten die Cathedra jedes-
falls zu einem unerläfslichen Mobiliar der Frauengemächer; jedoch scheint
auch zur Zeit des Verfalls der strengen alten Sitten das vcrweichlichte
Geschlecht der Männer den bequemen Sitz in diesen Fauteuils nicht ver-
schmäht zu haben. Auf solcher Cathedra halb sitzend, halb ruhend, den
rechten Arm anmuthig auf die Rücklehne stützend, erblicken wir z. B. die
beiden Marmorstatuen der jüngeren Faustina (vergl. Fig. 468) und der Agrip-
pina, der Gemahlin des Gerinanieus, beide in der Gallerie zu Florenz befind-
lieh (Clarac, Musce. pl. 955. 930). Dafs die Römer den Stuhlfüfsen anmuthige
Formen zu geben, dieselben mit kostbarer Arbeit aus Metall und Elfenbein
zu schmücken und namentlich durch eine geschmackvolle Drechslerarbeit
zu verzieren verstanden, dafür zeugen die mannichfachen auf Wandgemälden
abgebildeten Sessel und Stühle (vergl. B'ig.47O). Wesentlich verschieden
von diesen Sitzen aber war das soleum, dessen ehrwürdige Form schon
seine Bestimmung als Ehrensitz für den Gebieter des Hauses, als Thron
für das Oberhaupt des Staates und als Thron für die Gottheit an geweihter
Stätte rechtfertigt. Das Solium entsprach mithin dem Thronos der Griechen.
Geradeauf steigt seine reich verzierte Rücklehne, bald bis zur Schulterhöhe
des auf ihm Sitzenden, bald den Kopf desselben überragend, und an sie
schliefsen sich meist massiv gearbeitete Arm-
Flä 444' lehnen an. Von schwerer Basis oder von hohen
Füfsen wird der mit Polstern belegte Thron ge-
tragen und bezeugt schon die Schwere des dazu
verwandten Materials die Stabilität desselben.
lgi ä. Von dem wahrscheinlich hölzernen Solium, von
dem herab der Patronus des Hauses seinen
Clienten Rath ertheilte, haben sich natürlich
keine Ueberreste erhalten. Hingegen sind meh-
f! Ä 4' a! rere marmorne Throne auf uns gekommen,
r- n welche vielleicht einem Kaiser als Sitz gedient
haben mögen, oder dieselbe Bestimmung wie
N bei den Griechen hatten, nämlich in den Tem-
peln neben den Götterbildern aufgestellt zu
werden. Von ersterer Art führen wir als Beispiel einen marmornen, mit
geschmackvoller Sculptur geschmückten Thron an, welcher unter den Bild-