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Quinctius Flamininus und Paullus Aemilius, die Besieger des Philipp und
Perseus von Macedonien, zur Verherrlichung ihrer dreitägigen Triumphe
nach Rom schleppten; die Berichte über die Erpressungen, durch welche
römische Praetoren sich mit den noch übrig gebliebenen Kunstschätzen der
ihrer Obhut anvertrauten Provinzen bereicherten. Man lese, wie ein Scaurus
mit dem Golde der Proscribirten sein Prachttheater erbaute und es mit den
Statuen und Bildern der geplünderten griechischen Provinzen schmückte,
wie in seiner tusculanischen Villa, als dieselbe von den erzürnten Sklaven
in Asche gelegt wurde, griechische Kunstschätze im Werth von etwa vier
Millionen T halern zu Grunde gingen. Gedenken wir noch, mit Uebergehung
vieler anderer Beispiele, der frechen Kunsträubereien des Verres, der Plün-
derung der Schatzkammer des Mithradates durch Pompejus, welcher aus
derselben, ungerechnet die goldenen und silbernen Tafelgeschirre, allein
zweitausend kostbare Trinkgefaifse aus Onyx nach Rom sandte; endlich
der letzten Plünderung Griechenlands durch Nero nach der muthwilligen
Einäscherung Roms, bei welcher die kostbarsten Kunstschätze, welche in
früheren Jahrhunderten dorthin gewandert waren, zu Grunde gingen, und
Delphi und Olympia den Rest ihrer Statuen, welche aus früheren Plün-
derungen noch übrig geblieben waren, zur Schmückung der aus der Asche
neu entstandenen Roma herzugeben hatten. So sehen wir Italien mit den
Werken der Schöpfer der Kunst gleichsam überschwemmt. Der anfangs von
Einzelnen für die decorative Ausstattung ihrer Häuser und Gärten getriebene
Aufwand fand nach und nach fast in allen Kreisen der Bevölkerung seine
Nachahmung, und Liebhaberei und Mode, denen sich allmälig eine gewisse
Kennersehaft, wenn auch nicht jener die Griechen durchweg charakterisi-
rende Kunstsinn, zugesellte, riefen einen förmlichen Handel mit griechischen
Kunstwerken hervor; diese Vorliebe fir das Fremde drängte freilich die
selbstständigen Productionen römischer Künstler in den Hintergrund. Dazu
kam, dafs in den verarmten griechischen Staaten es den Künstlern an
Absatz für ihre Schöpfungen fehlte, dieselben es mithin verzogen, ihre
Arbeiten in Rom zu verwerthen. Selbst unter den Sklaven, welche aus
Griechenland nach Italien geschleppt waren, gab es künstlerische Talente
in grofser Zahl. So bürgerte griechische Kunst sich unter den Römern
ein, Griechen bildeten überall da, wo höhere künstlerische Leistungen
beansprucht wurden, die schaffenden und in vielen Fällen wohl auch die
ausführenden Künstler, und selbst in der niedrigen Sphäre eines handwerk-
mäfsigen, hauptsächlich auf die Anfertigung des gewöhnlichen Hausrathes
gerichteten Kunstbetriebes waren griechische Muster mafsgebend. Der
Kunstkritik treten freilich bei der Sonderung griechischer Leistungen von