Allgemeines
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den Etruskern durch innere Befehdungen und durch Zerstörung ihres blü-
henden Handels, bei den Griechen durch ihre Verwcichlichung und durch
die Verfolgung von Partieular-Interessen von Seiten der einzelnen Städte,
welche einem gemeinsamen Wirken sich feindlich entgegenstellten. Nach
einer Reihe blutiger Kämpfe, die um die stark befestigten Städte geführt,
meistentheils mit'der Plünderung und gänzlichen Zerstörung derselben
endeten, unterlagen zuerst die Etrusker, dann die griechische Bevölkerung
Italiens trotz der Vortheile, welche sich ihnen aus der Kenntnifs einer
verfeinerten Kriegsführung darboten, dem energischen Vordringen der rö-
mischen Waffen. Die taktischen Vortheile aber gerade waren es, welche
die Römer zu ihrem eigenen Nutzen und zum Verderben ihrer Feinde
auszubeuten verstanden. Eine feinere Bildung jedoch von den Besiegten
aufzunehmen, WVissenschaften und Künste von ihnen sich zu eigen zu
machen und produetiv in diesen aufzutreten widersprach, wenigstens in
älterer Zeit, dem kriegerischen Sinne der Römer. Zwar hatten schon
frühzeitig etruskische Künstler in Rom die öffentlichen Gebäude auszu-
schmücken begonnen, zwar waren schon frühzeitig Götterbilder und andere
Kunstwerke aus den geplünderten und zerstörten etruskisehen Städten als
Beute nach Rom gewandert; diese Plünderungslust aber trug wenigstens
damals noch einen politischen Deckmantel, indem die Römer durch Ueber-
tragung der vornehmsten Götterbilder aus ihren heimischen Sitzen nach
Rom das Band zwischen Siegern und Besiegten um so enger zu knüpfen
trachteten. In dieser Absicht versetzte z. B. Camillus das Standbild der Juno
Regina aus Veji, Cincinnatus das des Jupiter Imperator aus Praeneste nach
Rom. Was waren aber Etruriens Kunstwerke im Vergleich zu den Meister-
werken, welche Grofsgriechenland und Sicilien in ihren Städten Capua,
Tarent und Syracus, welche die Republiken der griechischen Halbinsel,
die Könige Maeedoniens und die Herrscher Asiens aufzuweisen hatten.
Rom hatte und kannte, bevor es den Kampf mit den Griechen aufnahm,
wie Plutarch in seinem Leben des Marcellus mit allerdings etwas stark
griechischer Färbung sich ausdrückt, vnoch nichts von jenen geschmack-
vollen und künstlerischen Arbeiten, nichts von jener den Griechen eigen-
thümliehen Grazie und Beweglichkeit; statt dessen sei es mit barbarischen
Waffen und blutbeileckter Beute, mit Siegeszeichen und Denkmälern ge-
haltener Triumphe angefüllt gewesen, ein freilich keineswegs heiterer und
für furchtsame Leute passender Anblickß Die Unterwerfung der griechi-
schen Staaten eröffnete den Römern ein fast unerschöpfliches Feld für
ihre Ruhm- und Beutelust. Man lese die Berichte über die Entführung
der Kunstschätze, welche Syracus und Tarent allein hergaben, welche