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römische
über
Allgemeines
Geräthe.
wohlgepflasterter Strafse, deren tief gefurchte Geleise ein Zeugnifs für den
einstmals regen Verkehr liefern, durchschreiten wir jetzt das Stadtthor.
An den Ruhestätten vorbei von Generationen, die schon vor dem Unter-
gange ihrer Vaterstadt dahingegangen waren, einer Todtenstätte in der
Todtenstadt, führt uns der Weg über Marktplätze, zu den Tempeln und
Theatern, zu den eleganten I-Iäusern der Reichen, zu den bescheidenen
Wohnungen der Armen, zu den Läden der Kaufleute und den Werkstätten
der Ilandwerker; überall tritt uns das antike Leben in seiner wahren Ge-
stalt entgegen und leicht versenkt sich die Phantasie in Bilder jener Zeiten,
in denen ein reger Verkehr diese Stätten belebte. Doch nicht Pompeji
allein, sowie die Reste der unglücklichen Schwesterstadt Herculanum bieten
uns ein Bild römischen Lebens; es sind, wenn auch in bei weitem gerin-
gerem Grade, alle jene Stätten, an welchen das römische Reich zur Be-
festigung seiner Macht Niederlassungen gründete und römische Sitte und
Cultur hinübertrug. Ueberall treffen wir hier neben den für die Vcrthei-
digung nothwendigen Bauten, neben den zur Vermittelung des Verkehrs
angelegten Kunststrafsen, neben den Resten von Tempeln, Theatern, von
Sieges- und Ehrcndenkmaleil die Substructionen von Privathäusern und
Bädern, sowie Grabstätten, welche unter dein auf ihnen lagernden Schutte
nicht selten zahlreiche Geräthschaften bergen. Metallene, irdene und glä-
serne Gefäfse, Lampen, WVaffenstücke, Schmuckgegenstiinde und Münzen
sind hier massenweise zu Tage gefördert worden und in öffentliche und
Privatsammlungen übergegangen.
Bei der Betrachtung vieler dieser Geräthe, bei der Vergleichung ihrer
Formen mit denjenigen, welche wir als den Griechen eigenthümlich be-
schrieben haben, drängt sich aber die Frage auf, 0b dieselben, namentlich
die aus Italien und hier wiederum vorzugsweise die aus Pompeji stam-
menden, römischen Ursprungs, das heifst von römischen Künstlern gear-
beitet gewesen seien. Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir mit
wenigen Worten den politischen Entwickelungsgang des römischen Volkes
berühren. Zwei durch ihre materielle und geistige Entwickelung in gleicher
Weise den Römern überlegene Völkerschaften hatten sich dem ungestümen
Vordringen der römischen Waffen entgegengestcllt: vom Norden her das
Volk der Etrusker, im Süden die blühenden Colonien Grofsgriechenlands.
Künste und Wissenschaften hatten unter beiden Völkern bereits tiefe
Wurzeln geschlagen, beide waren durch wohlgeordnete Institutionen be-
reits bei weitem früher staatlich organisirt, bevor die Bewohner der
Siebenhügelstadt den ungleichen Kampf mit ihnen begannen. Der Glanz
der Macht jener beiden Völker war aber im Erbleichen begrilfen, bei