86. Der in der Schilderung des Lebens der Griechen beobachteten
Reihenfolge gemäfs wollen wir unsere Betrachtungen über die römischen
Privatalterthümer gleichfalls mit einer Schilderung derjenigen Geräthe be-
ginnen, welche zur inneren Ausstattung des Wohnhauses gehörten. Wäh-
rend wir freilich fiir Griechenland fast nur solche Darstellungen als Bei-
spiele iiir die Veranschaulichung gewisser Classen von Geräthen beizubringen
vermochten, welche auf Vasenbildern und plastischen Monumenten als ge-
legentliche Beiwerke sich abgebildet finden, ist uns für das römische Leben
gerade in diesen Gattungen von Geräthschaften ein reicher Schatz treff-
licher Monumente erhalten, deren Entdeckung wir theilweise wenigstens
den Nachforschungen verdanken, welche auf römischem Boden thätiger als
bis jetzt auf eigentlich griechischem angestellt worden sind. Dazu kommt,
dal's während ähnliche Naturerscheinungen die griechische, wie die italische
Halbinsel seit Jahrtausenden heimgesucht haben, dieselben in Griechenland
zerstörend, in Italien aber, und zwar in unmittelbarer Nähe des Heerdes
der vulcanischen Thätigkeit, conservirend gewirkt haben. Was zur Veran-
schaulichung griechischen Lebens fehlt, die Erhaltung des Wohnhauses, ist
für das römische uns in den Ruinen von Pompeji und Herculanum bewahrt.
Hat auch der glühende Aschenregen die Dächer der Häuser verkohlt, war
auch so manche Baulichkeit durch -ein sechzehn Jahre der Unglückskata-
Strophe vorangegangenes Erdbeben oder unter der Wucht der auf ihr
lastenden Massen in Trümmer gelegt worden, so hat sich doch das Innere
vieler Häuser fast in demselben Zustande erhalten, wie an jenem Tage,
an welchem die Einwohner, die hereinhrechende Gefahr vor Augen sehend,
mit dem wcrthvollsten Theil ihrer Habe aus der Stadt flüchteten. Fast
siebzehn Jahrhunderte hatte die schützende Aschendecke die Ruinen dem
forschenden Auge entzogen, bis endlich anfangs der Zufall, dann planmäßig
angestellte Ausgrabungen einen Theil der Stadt wenigstens aufdeckten. Auf