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Das Amphitheater.
des Curio.
Theater
zeigt. Auf die Bühne führten aufser den drei üblichen Thüren in der
Hinterwand noch zwei Pforten in den Paraskenienmauern, wie im Theater
des Herodes und in dem zu Orange. Auch über diesen Pforten befinden
sich hier je zwei Oelfnungen, die ihrer Höhe nach den Stockwerken der
Bühnenwand entsprechen und welche zu kleinen Balconen oder Prosceniums-
logen für besonders ausgezeichnete Zuschauer gedient haben mögen. Die
Treppen, die zu ihnen emporführten, sind noch erhalten. Das Gebäude
hinter der Bühnenwand ist nur schmal, wie das zu Orange; es erhob
sich in verschiedenen Stockwerken, von denen das mittlere durch eine
Thür mit dem Raum communicirte, den wir uns zwischen der Bühnen-
wand und der während der Vorstellung aufgespannten Decoration zu
denken haben (vergl. S. 323 Hi).
85. Schon war Rom im Besitze seines ersten steinernen Theaters,
welches Pompejus im Jahre 55 v. Chr. errichtet hatte (vergl. o. ä 84), als
die Sucht, die Gunst des Volkes durch ganz außerordentliche Schau-
stellungen zu gewinnen, zu einem Unternehmen führte, das, so weit uns
bekannt ist, einzig in der Geschichte der Mechanik dasteht und welches
wir hier anführen müssen, weil es ohne Zweifel zu einer neuen Form
der von uns behandelten Gebäude für die öffentlichen Spiele geführt hat.
Der Unternehmer war C. Curio, der allerdings selbst ganz mittellos war,
dem aber Cäsar die ungeheuren Summen gewährte, die das Werk erfor-
derte, um ihn, während er die wichtige Stelle eines Volkstribunen bekleidete
(50 v. Chr.), für seine Partei zu gewinnen. In Bezug auf Pracht und
kolossale Verhältnisse konnte dem Volke kaum etwas geboten werden,
was nicht von dem zwei Jahre früher errichteten Theater des M. Scaurus
(s. aß 84) übertroffen worden wäre. Nur eine neue Erfindung ver-
mochte dem Volke zu imponiren, und so ersann Curio ein Werk, das
allerdings an Neuheit und Kühnheit alles bis dahin Geschehene übertraf und
dessen Ausführung auch nach dem Berichte des Plinius noch heute fast
unbegreiflich erscheint. vEr baute", sagt dieser Schriftsteller (hist. nat.
XXXVI, 24, 8), vzwei sehr grofse Theater aus Holz nebeneinander, deren
jedes durch bewegliche Zapfen im Gleichgewicht schwebend erhalten wurde.
Er liefs am Vormittage Schauspiele darin aufführen und aus diesem" Grunde
waren die beiden Theater von einander abgewendet, damit die Bühnen
sich nicht gegenseitig durch ihr Geräusch störten. Plötzlich aber wurden
sie herumgedreht, so dal's sie einander gegenüber standen, und als nun
gegen Abend die aus Brettern bestehenden Bühnenwände entfernt wurden
und die Enden der Sitzreihen (cornua, die Hörner) sich berührten, ent-