Der
Circus.
Circus maximus zu Rom.
Das Theater.
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der ewigen Roma selbst als das Ergebnifs einer ungefähr tausendjährigen
Entwickelung betrachtet werden konnte. Wir dürfen nicht bei der Dar-
stellung dieser allmäligen Erweiterung verweilen, welche durch massive-An-
bauten in mehreren Stockwerken geschah, und nach welcher die Zahl der
Sitzplätze von 150,000 alhnälig auf 260,000, ja nach einer noch späteren
Nachricht auf 383,000 gesteigert wurdel. Wir beschränken uns vielmehr
darauf, unter Fig. 433 eine Restauration der ganz verschwundenen und
nur in der gleichmäßigen Sohle der erwähnten Thalsenkung noch kennt-
liehen Anlage mitzutheilen, aus welcher sich sowohl der erhöhte Unterbau
(podiuwt) und die verschiedenen, auf der linken Seite von den Kaiser-
palästen überragten Stockwerke (Inzaeniana) des Zuschauerraums, als auch
die spina mit ihrem mannigfaltigen Schmuck (den Zielsäulen, verschiedenen
Heiligthümern, dem in der Mitte errichteten Obelisken u. a. m.) und die
porta trizunpltalis erkennen lassen.
Die Stadien, deren ebenfalls eine nicht unbedeutende Zahl zu Rom
erwähnt wird, hat man sich ganz den griechischen Stadien entsprechend
zu denken.
84. vIst der Markt angelegtß sagt Vitruv (V, 3 Hi, Uebersetzung
von Rode), vso ist zum Ansehen der Schauspiele an den Festtagen der
unsterblichen Götter ein sehr gesunder Ort zum Theater zu wählenß Wenn
dasselbe sich nicht, wie dies meist bei den Griechen der Fall war, an
natürliche Erhöhungen des Bodens anlelint, so sind Fundamente und Sub-
structionen, wie bei den Tempeln, anzulegen. vAuf dem Grunde mufs aus
steinernen oder marmornen Materialien von unten auf die Stufencrhöhung
(gradationes) verfertigt werdenß Dies bezieht sich auf den Zuschauer-
raum, welcher von den Römern, entsprechend der griechischen Bezeichnung
16 xoilov (s. o. ä 30), cavea (die Ilöhlung) genannt wurde. Zu ihm ge-
hörte auch die Orchestra, die nicht, wie im griechischen Theater, mit zu"
den Aufführungen benutzt wurde, sondern ebenfalls mit Sitzplätzen ver-
sehen war. Die Sitze stiegen nicht ununterbrochen empor, sondern sie
waren, ähnlich wie im griechischen Theater, durch Absätze (praecinctiones
r: önxfainara) in verschiedene Stockwerke (maeniana) getheilt.
vDer Absätze Anzahlß fährt Vitruv fort, vmufs mit der Höhe der
Theater im Verhältnifs stehen; auch dürfen sie nicht höher als breit sein.
Denn wenn sie höher wären, würden sie die Stimme zurück und nach
1 Nach einer neueren Berechnung müfsle der Circus in den letzten Zeilen des römi-
schen Kaiserreiches sogar 480,000 Sitzplätze enthalten haben. Seine Länge beträgt etwa
21,000 Fufg, die Breite 400 F ufs.