Das Forum.
Forum romanum.
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sentes der Tempel des Vespasianus früher als Tempel des Ju-
piter Tonans bezeichnet und der Tempel der Coneordia alle drei
überragt durch das oben S. 478 bereits erwähnte Tabularium (G, vergl.
S. 478). Der Porticus der rathgebenden Gottheiten, der Dii Consentes,
oder der zwölf römischen Hauptgottheiten ist in neuester Zeit aus den
durch die Ausgrabungen zu Tage geförderten Fragmenten antiker Säulen
und Architrave theilweise restaurirt worden. Wahrscheinlich standen die
Götterbilder vor oder in den Intercolumnien der Säulen. Von dem von D0-
mitianus zu Ehren des Vespasianus erbauten Tempel, einem Prostylos hexa-
stylos, stehen noch drei Säulen korinthischer Ordnung mit dem darüber-
liegenden Gebälk. Von dem Tempel der Concordia endlich haben wir
bereits auf S. 366 unter Fig. 332 (vergl. S. 478) den Grundrifs gegeben.
Die Anordnung der Gebäude auf der Nordostseite des Forum beruht zum
grofsen Theil auf Vermuthungen. Nur die beiden Endpunkte sind durch
die Ueberreste des Mamertinischen Gefängnisses (I) und durch die des
Tempels des Antoninus und der Faustina (P) bestimmt, während die Sub-
structionen der dazwischen liegenden Baulichkeiten, der Curia Hostilia
dem Versammlungsort des Senates bis zum Jahre 55 v. Chr., wo dieselbe
bei der Leichenfeier des durch Milo getödteten P. Clodius ein Raub der
Flammen wurde, ferner der von Augustus erbauten Curia Julia (N) und
der Basilica Aemilia et Paulli (O, vergl. oben S. 486), durch einen Com-
plex von Neubauten verdeckt sind. Jedesfalls würden energischer betrie-
bene Ausgrabungen, namentlich das Durchführen von Stollen, die interes-
santesten Resultate liefern und so manche der schwebenden Streitfragen
über die Lage der gedachten Baulichkeiten lösen oder doch der Lösung
näher bringen. Was zunächst den Mamertinischen Kerker (I) betrifft, so
liegt derselbe gegenwärtig unterhalb der Kirche S. Giuseppe de' Falegnami
und der Capelle S. Pietro in Carcere, von welcher eine moderne Treppe
in das oberste der beiden unterirdischen Gemächer (der Sage nach der
Kerker der Apostel Petrus und Paulus) hinabfiihrt. Von hier steigt man
auf einer anderen Treppe in das darunterliegende Verliefs, unter dessen
Fufsboden sich das Brunnengewölbe, vielleicht das Tullianum, in welchem
u. a. Jugurtha den Hungertod erlitt, befand. Verhältnifsmäfsig am besten
erhalten ist der Tempel des Antoninus und der Faustina ein Prostylos
hexastylos, in welchen die Kirche S. Lorenzo in Miranda hineingebaut ist.
Betrachten wir nunmehr den von diesen Gebäuden eingeschlossenen
Raum. Den oberen Theil desselben nahm in den Zeiten der Republik das
Comitium (R) ein, während der untere das Forum im engeren Sinne bil-
dete. Die Grenze zwischen beiden Räumen lag etwa in der Mitte der