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Die Basiliken.
Basiliken von Otricoli,
Rom und Pompeji.
weicht in den Verhältnissen sehr wesentlich von Vitruv's Vorschrift ab,
indem der Grundrifs derselben fast ein Quadrat bildet. Dieser quadrate
Raum ist durch zwei Reihen von je drei Säulen in drei Schiffe getheilt,
von denen das mittlere das breiteste ist. Es wird durch ein halbkreis-
förmiges Tribunal abgeschlossen, zu welchem Stufen emporfiihren und auf
deren Fufsboden noch eine Erhöhung angeordnet gewesen zu sein scheint.
Zu den beiden Seiten dieses l-Iemicyclium liegen zwei kleine viereckige
Gemächer, welche von den beiden SeitenschiiTen aus zugänglich sind und
auch mit der Nische des Trihunals in Verbindung stehen, während ein
schmaler Gang (c-ryptoporticus) den Raum von allen drei Seiten umgiebt.
Dreischifiig war auch eine kleine Basilica, welche Hirt in der Kirche von
Alba am Fuciner See wegen ihrer vortrefflichen Quaderconstruction als vor-
christlich zu erkennen glaubte; gleichfalls dreischiflig war die 233 Fufs lange
und 88 Fufs breite Basilica zu Trier. Hierher gehört ferner die gewöhnlich
mit dem Namen des F riedenstempels bezeichnete Basilica zu Rom, welche
zwischen dem Colosseum und dem Tempel der Venus und Roma von Maxen-
tius errichtet und von Constantin dem Grofsen vollendet wurde. Ihre Ruinen
gehören zu den mächtigsten der ewigen Stadt. Vier gewaltige Pfeilermassen
trennten den Raum in ein breites Mittel- und zwei schmalere Nebenschiffe;
ersteres war durch Kreuzgewölbe, letztere durch Tonnengewölbe überdeckt,
deren Kühnheit noch in den Trümmern Bewunderung erregt. Zwei Absiden
waren zur Aufnahme der Richter bestimmt. Eine ungefähre Anschauung
des mittleren Schiffes in seinem ursprünglichen Zustande kann die Ansicht
des Hauptsaales in den Thermen des Caracalla gewähren (Fig. 422), indem
diese beiden Räume, mit Ausnahme des Tribunals, welches in dem Thermen-
saal fehlte, auf völlig gleiche Art angeordnet und überdeckt waren.
Ein schönes und vollständiges Beispiel der Anordnung einer Basilica
mit drei Schiffen gewährt die Basilica von Pompeji, deren Grundrifs unter
Fig. 426 (Mafsstab : 36 Fufs) dargestellt ist. Indem wir diese allgemein
angenommene Bezeichnung und Bestimmung des Gebäudes als die wahr-
scheinlichste annehmen, bemerken wir nur, dal's dasselbe mit der einen
schmalen Seite gegen das Forum stöfst, dessen Säulenhalle die Vorder-
ansicht der Basilica verdeckte. Auf unserem Plan bedeutet a eine schmale
Vorhalle, in der man nicht ohne grofse Wahrscheinlichkeit ein in Ueberein-
stimmung mit Vitruv's Regel angelegtes Chalcidicum zu erkennen geglaubt
hat. Der darauf folgende langgestreckte Raum ist auf allen vier Seiten
von einer Halle (port-icus, b]: f g) umgeben, wodurch derselbe in der
Längenrichtung in drei Schiffe zerfällt. Die Säulen waren korinthischer
Ordnung; es entsprachen ihnen Halbsäulen an den Wänden, welche, bei