Die Basiliken.
Basilica. von Otricoli.
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liebsten Punkten von denselben stattgefunden haben. Ohne auf alle diese
möglichen Abweichungen einzugehen, wollen wir hier nur bemerken, dal's
aufser den von Vitruv vorzugsweise beachteten dreischiffigen Basiliken auch
solche vorkommen, welche nur ein Schiff haben, also ganz ohne seit-
liche Portiken geblieben sind, und dafs es schon früh auch Basiliken von
fünf Schiffen gegeben hat. Von einschifügen Basiliken sind einige Üeber-
reste zu Aquino (dem alten Aquinum in Latium) erhalten, wo das ebenso
wie die Umfassungsmauern aus Quadern erbaute Tribunal kenntlich ist,
und zu Palestrina, dem alten Praeneste, wo ebenfalls das Tribunal in
Form eines Hemicyclium noch vorhanden ist und sich die von Vitruv für
gewisse Fälle vorgeschlagene Verlängerung des Versammlungsraumes durch
ein Chalcidicum nachweisen läfst. Es kehrt in diesen Bauten mit mehr
oder weniger Abweichungen die Form wieder, welche die drei Tribunalien
am Forum zu Pompeji darbieten, und dieselbe Form ist es auch, welche
man dem Haupttheil eines eigenthümlichen, als Basilica für Handels-
streitigkeiten betrachteten Gebäudes zu Palmyra gegeben hat. Derselbe
besteht aus einem länglichen Saal, an dessen eine schmale Seite sich eine
vollkommen halbkreisförmige Nische anschliefst, während die entgegen-
gesetzte Seite, in welcher sich der Eingang beiindet, nach Art eines Pro-
stylos mit einer Halle von vier Säulen verziert ist. An die drei anderen
Seiten des Gebäudes aber schliefsen sich im Aeufsern ilügelartige Anbauten
an, die indefs nicht von Mauern umschlossen sind, sondern nur von frei-
stehenden Säulen gebildet werden. Jeder dieser Flügel besteht aus zwanzig
Säulen, die in fünf aus je vier Säulen bestehenden Reihen angeordnet
sind; jeder derselben war mit einem Dache
F'g'425' überdeckt, so dafs sie als bequemer Auf-
enthalt für die Handelsleute dienen konn-
t ten, die hier zusammenströmten und de-
E ren etwaige Zwistigkeiten im Innern des
i Saales ihre richterliche Erledigung fanden.
i"; Auch von dreischiftigen Basiliken sind
14x t uns mehrere Beispiele bekannt. Eine An-
T": lage dieser Art ist im Jahre 1775 in der
Nähe des heutigen Ortes Otricoli aufge-
l I'- q. In 'l "l funden worden. Man hat darin die Ba-
Silica des alten römischen Municipium
Ocriculum erkannt, welches, an der Via
Flümilllü belegen, eine der bedeutenderen Städte Umbriens gewesen zu
Sein Sßhßinli- Die Büäilißa, deren Grundrifs unter Fig. 425 dargestellt ist,
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