Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

In dem ersten Gebäude (a) ist dieser Ausbau (tribunal) in Form einer 
halbkreisförmigen Nische angelegt, welche auch später für derartige Zwecke 
beibehalten worden ist. In dem zweiten (b) ist die Nische kleiner und 
erscheint erst durch zwei parallele WVände begrenzt, denen sich sodann 
ein flacher Kreisabschnitt anschliefst. In dem dritten endlich (c) besteht 
der Ausbau wieder aus einer halbkreisförmigen Nische, in deren Mitte 
aber noch eine viereckige Vertiefung angebracht ist. Alles deutet darauf 
hin, dal's in diesen Räumen die Sitzungen irgend welcher Behörden statt- 
gefunden haben, so dal's die dafür in Vorschlag gebrachten Bezeichnungen 
als Tempel oder Schatzhaus füglieherweise zurückgewiesen werden können. 
Welcher Art aber jene Behörden gewesen, ob sie der Verwaltung oder 
der Rechtspflege angehört, dürfte schwerer zu ermessen sein, und wir 
lassen es am besten dahingestellt, 0b darin Curien für städtische Behörden 
oder Tribunalien für bestimmte Gerichtshöfe zu erkennen sind. Gegen die 
letztere Bestimmung liefse sich vielleicht der Umstand anführen, dal's die 
an demselben Forum belegene und weiter unten zu besprechende Basilica 
dem Bedürfnifs der öffentlichen Rechtspflege Genüge leistete, obschon auch 
dies das Tagen besonderer Gerichte in getrennten Localen nicht vollkommen 
ausschliefsen dürfte.  In einem ähnlichen, aber etwas grölseren und reicher 
decorirten Gebäude zu Pompeji wird das Sitzungslocal der obersten Stadt- 
behörde, das Senaculum der Decurionen, erkannt (vergl. unten Q 82). Alle 
diese und ähnliche Gebäude dürfte man mit ziemlicher Sicherheit als curiae 
bezeichnen, welcher Name in Rom nicht blos auf" das Sitzungslocal des 
Senates, sondern, aufser den Versammlungsräumen der als Curien bezeich- 
neten Abtheilungen des römischenVolkes, auch auf anderweitige Berathungs- 
häuser angewendet wurde, wie denn erweislich das dem Mars geweihte 
Local, in welchem das priesterlichc Collegium der Salier tagte, als Curia 
bezeichnet wurde.  
Ungleich häufiger dagegen ist der Name der Basiliken angewendet 
worden, und da derartige Gebäude auch von den Schriftstellern nicht 
selten erwähnt und beschrieben werden, da ferner einige nicht unbedeu- 
tende [Teberreste des römischen Alterthums sich mit grofser Wahrschein- 
lichkeit als solche Basiliken erkennen lassen, ist es erklärlich, dal's wir 
über die Gestalt und Einrichtung dieser Gebäudegattung, wenn auch nicht 
vollständig, doch jedesfalls so weit unterrichtet sind, um uns dieselbe 
im Grofsen und Ganzen vergegenwärtigen zu können. Was zunächst 
den Namen Basilica anbetrilTt, so wird derselbe allgemein von jener könig- 
lichen Halle (0100? ßvzdilszog) zu Athen abgeleitet, in welcher der Archon 
Basileus zu Gericht safs, und über deren Anordnung wir schon oben ä 27
	        
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