Die
Thermen.
Thermen v1
Pompe
und des Caracalla zu Rom.
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(cryptoportticztts) gebildet werden; an den einen der Säulengänge schliefst
sich ein Saal I (etvedira) an, welcher zur Erholung und Conversation
diente, während der [Iof selbst einen schönen Raum zum Umherwandeln
darbot, weshalb derartige Anlagen in den Thermen auch mit dem Namen
einer anzbulatio belegt wurden. Da derselbe täglich der Sammelpuukt
einer grofsen Menschenmenge war, mufste er zu öffentlichen Bekannt-
machungen aller Art sehr geeignet erscheinen, wie denn deren auch in
den Inschriften der Wände reichlich vorgefunden worden sind. Auch ist
hier eine Büchse gefunden worden, welche man iiir die des Thürhüters
oder Aufsehers hält, der das Einlafsgeld von den Besuchern der Bäder zu
erheben hatte.
Dies die Bäder von Pompeji, die, obschon sie durch die prachtvollen
und ausgedehnten Anlagen Roms bei weitem übertroffen werden, für uns
doch eine fast gröfsere Wichtigkeit, als die Ueberreste der letzteren haben,
indem sie uns wenigstens die Haupttheile der Thermen mit Sicherheit er-
kennen lassen. Bis zu welcher Grofsartigkeit nun aber die für das ver-
wöhnte Volk der Hauptstadt bestimmten Anlagen gesteigert werden konnten,
geht unter anderem schon daraus hervor, dafs das Pantheon, welches wir
oben ä 67 als eines der gewaltigsten Werke der römischen Baukunst
überhaupt bezeichnet haben, nur einen kleinen Theil der von M. Agrippa
erbauten Thermen zu bilden bestimmt war. Aber die spätere Kaiserzeit
ging auch darüber noch hinaus; schon Seneca führt die Bekleidung der
Wände mit den kostbarsten Marmorarten, die silbernen Mundstüeke der
Wasserröhren, die Menge der Säulen und Statuen als fast tmumgängliche
Erfordernisse der Bäder an, und die erhaltenen Ueberreste bestätigen dies
sowohl durch die Masse der aufgefundenen Marmorfragmente, als auch
durch die herrlichsten Kunstwerke, welche einst die Zierden dieser Räume
bildeten, während sie andererseits auch noch die gewaltige Ausdehnung
dieser Anlagen erkennen lassen, die von einem alten Schriftsteller nicht
mit Unrecht mit ganzen Provinzen verglichen worden sind.
Um nun eine Anschauung von der Anlage jener gröfseren kaiserlichen
Thermen zu Rom zu geben, theilen wir unter Fig. 421 den Grundrifs
der Thermen des Caracalla mit, nach der Restauration, welche Cameroon
auf Grund der erhaltenen Reste und in Uebereinstimmung mit PiPüIICSi
davon entworfen hat. Jedoch stellt dieser Grundrifs nur das Hauptgebäude
dar, mit Hinweglasstmg des gewaltigen Hofes, mit welchem der Kaiser
Decius späterdies Hauptgebäude umgab. Aber auch schon dieses letztere,
von Caracalla im vierten Jahre seiner Regierung (217 n. Chr.) vollendet,
war bedeutend genug, um als die grofsartigste und prächtigste Anlage