Von diesem Mittelpunkte der Heizungsanlagen aus betrachten wir
nun die Räume des Männerbades. Es versteht sich, dafs diefür das
heifse Bad bestimmten der Ileizung am nächsten liegen mufsten, damit Luft
und Wasser so wenig als möglich von ihrem ursprünglichen Islitzegrade
verlören. So lag denn auf der einen Seite in nächster Nähe der Ofen
und der Kessel das Caldarium der Frauen, auf der anderen Seite befindet
sich in ähnlicher Weise das Caldarium der Männer Dasselbe besteht
aus einem langgestrecktcn Saale, überwölbt von einem "Fonnengetvölbe, in
welchem viereckige Oelfmlngen sowohl für die Erhcllung des Raumes als
zum Abzug der Dämpfe dienten. Der Fufsboden des mittleren Theiles
dieses Saales lag etwas erhöht über der Suspensura, und waren gleich-
zeitig die Wände mit einer von der Mauer abstehenden Bekleidung ver-
sehen, um durch die so entstehenden Zwischenräume die erhitzte Luft hin-
durchströmen zu lassen. Auf der östlichen schmalen Seite des Saales
befindet sich eine grofse Badewanne für das Bad in heifsem Wasser (la-
vatio calda); einige Stufen führten zu dieser Wanne empor, die man
füglich als ein festes, den [lmfassungsmauern des Raumes selbst sich an-
schliefsendes Bassin bezeichnen könnte. Die entgegengesetzte westliche
Seite sehliefst in Form einer halbkreisförmigen Nische ab, in welcher ein
freistehendes rundes, über 3 Fufs vom Boden erhöhtes und etwa 8 Zoll
tiefes Labrum für die beliebten kalten Abwaschungcn aufgestellt ist. Eine
in den Rand der YVanne mit Bronzebuchstaben eingelegte Inschrift besagt,
dafs dieselbe für 52.50 Sestertien I 260 Thaler auf Beschlufs der Decu-
rionen angeschafft worden sei. Diese Nische wird von einigen Archäologen
als Laconicum bezeichnet, eine Bezeichnung, welche mit den Vorschriften
Vitruv's über Anordnung eines solchen geschlossenen Dampfbades wohl
schwerlich in Einklang gebracht werden könnte.
Durch eine Thiir steht das Caldarium mit einem kleineren, aber un-
gleich reicher decorirten Saale D, dem Tepidarium, in Verbindung. Die
reiche Ausstattung dieses Raumes durch Sculptur und Malerei, von der die
Ansicht Fig. 420 eine Anschauung giebt, deutet auf die Absicht, einen
gefälligen und wohlthuenden Aufenthaltsort herzustellen; auch sind aufser
dem in der Mitte unserer Abbildung dargestellten Bronzeheerd für die
Erwärmung noch drei Bänke aus Bronze daselbst aufgefunden worden.
Die auf den Sitztläehen erhaltenen Inschriften bezeichnen einen M. Nigidius
Vaccilla als denjenigen, welcher dieselben auf seine Kosten als Geschenk
hierher geschickt hatte. Parallel mit dem 'l'epidarium und mit demselben
ebenfalls durch eine Thür verbunden, liegt ein etwas gröfserer Saal B,
der ebenfalls mit einem Tonnengewölbe überdeckt, aber weniger reich ver-