Die
Thermen.
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Badeeellen, welche oberhalb der Souterrains in gröfserer oder geringerer
Entfernung um den Ofen herum gruppirt waren, führten je nach dem
Wärmegrad der in ihnen befindlichen Bäder die Namen tepidarium (der
Raum zum Transpiriren vermittelst Luftheizung), ferner caldariznn (die für
die warmen Wasserbäder bestimmte Celle), endlich frzgidariuin (der Raum
für die kalten Bäder). Bassins (piscivza) oder Wannen (soliwn, alve-zzs)
nahmen die Mitte der Caldarien und Frigidarien ein, Bänke und Sitze
liefen längs der Wände oder waren in Nischen angebracht, und im Cal-
darium diente ein auf der einen schmalen Seite dieses oblongen Gemachs
in einer Nische angeordnetes flaches Becken (labrzewz, vergl. Fig. 205) zu
kalten Abwaschungen. Bei reicheren, namentlich bei den öffentlichen Bä-
dern dienten besondere Räume zum Aus- und Ankleiden (apodyterium),
zum Abreiben (destrictaiwäzvn), sowie für das Salben des Körpers nach
dem Bade ein eigenes Zimmer (unctoriuvn) bestimmt war, während bei
kleineren Badeanlagen das letztere Geschäft wohl auch im T epidarium vor-
genommen wurde. Endlich ward mit gröfseren Badecinrichtungen seit dem
Ende der Republik das dem nvgzarofgtov der Griechen nachgebildete heifse
Dampfbad (Laconicwn) verbunden. Neben dem Tcpidarium belegen, von
demselben aber durch eine Mauer getrennt, bestand dasselbe nach Vitruv's
Vorschrift aus einem kleinen, von einer Kuppel eingedeckten kreisrunden
Bau, welcher durch eine in der Mitte der Wölbung angebrachte Oeffnung
sein Licht erhielt und durch eine besondere Heizung bis zu einem hohen
Temperaturgrad erwärmt werden konnte; durch eine an Ketten von der
Höhe der Wölbung herabhangende eherne Scheibe (clypeus) liefs sich die
heifse Luft, je nachdem man diese Scheibe herabliefs oder hinaufzog, mehr
oder weniger in dem Raume coneentrircn.
Soviel im Allgemeinen über die Einrichtung der Bäder. Versuchen
wir es nunmehr, nach einigen noch erhaltenen baulichen Ueberresten uns
die Badeanlagen zu vergegenwärtigen. In einfacher Weise zeigt eine solche
das Haus des aLabyrinthese in Pompeji, wo sich ein kleines Auskleide-
zimmer (aporlyteriunz), ein Gemach für das laue Bad (tepidariutzzz) und
ein drittes für das warme Bad (c'aldaw'z'uvn) unterscheiden lassen. Aehnlich
ist die Anlage der Bäder in der schon oben geschilderten villa Suburbazza
des Dißmedes (Fig. 392), wo zu dem lauen und warmen Bade (Fig. 392,
9 und 10) noch ein Hof für das kalte Bad (8) hinzutritt, dessen Wasser-
reservoir sich ebensowohl erkennen läfst, als die Vorrichtung zur Erwär-
mung des Wassers für das heifse Bad.
Diese Räume und Vorrichtungen sind es nun auch, die, wenn schon
in ihren Mafsen gesteigert und mit gröfserer Mannigfaltigkeit gestaltet, in
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