Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

sprächen gegeben wurde, und der Luxus der römischen Kaiserzeit ver- 
fehlte nieht, die Thermen allmälig mit den reichsten Mitteln auch der 
geistigen Bildung, wie mit Bibliotheken und Kunstsammlungen, auf das 
Freigebigste auszustatten. 
In älteren Zeiten, in denen das Baden noch nicht zu den Bedürf- 
nissen des täglichen Lebens gehörte, bildete das neben der Küche belegene 
und mit dieser durch einen l-lcizungsapparat in Verbindung stehende Wasch- 
haus (lacatrina) das Badezimmer. Diese einfache Einrichtung genügte je- 
doch nicht mehr der späteren Zeit. Die warmen, lauwarmen und kalten 
Biider, die kalten Begiefsungen, die Schwitzbiider und das Abreiben und 
Einölen des Körpers erforderten für jede dieser Manipulationen cbensoviel 
abgesonderte Räumlichkeiten, zu denen noch besondere Aus- und Ankleide- 
cellen, sowie bei den grofsen'fhcrmen Räume der mannigfachsten Art für 
Unterhaltung und Vergnügen hinzukamen. Aus den noch erhaltenen Resten 
antiker Bäder, welche durch Ausgrabungen an vielen Punkten des römi- 
scheu Reiches freigelegt werden sind und die in ihrer Construction mit 
den von Vitruv gegebenen Vorschriften in überraschender WVeise überein- 
stimmen, sind wir nun im Stande, ein ziemlich klares Bild von der Ein- 
richtung eines römischen Bades zu entwerfen. Wir bemerken hierbei, dafs 
jenes bekannte, die innere Ansicht eines Bades darstellende Bild, welches 
aus den Thermen des Titus herstammen sollte und seit anderthalb Jahrhun- 
derten in allen Lehrbüchern römischer Antiquitäten Iigurirt, auch unter 
Fig. 419 in die erste Ausgabe unseres Buches übergegangen ist, sich 
aber nach MarquardUs gründlicher Untersuchungl als eine Erfindung des 
Architekten Giov. Ant. Ruseoni aus dem Jahre 1553 herausgestellt hat. Wir 
haben deshalb dieses Bild in der zweiten Ausgabe als unantik fortgelassen 
und verweisen auf die unter Fig.418 f. dargestellten und erläuterten Grund- 
risse römischer Bäder.  Sämmtliche Badezimmer lagen über einem etwa 
2 Fufs hohen Souterrain (suspenszarae), dessen Decke von reihenweis in 
einer Entfernung von H Fufs aufgestellten Pfeilern getragen wurde. Die 
Mitte der Anlage nahm der Ofen (laypocazesis) mit seiner davorliegenden 
Feuerungskammer (propnigeunz, praqjfurneäevn) ein; von hier aus theilte 
sich die erwärmte Luft durch die Souterrains mit, stieg durch thönerne 
oder bleierne, innerhalb der Wände angebrachte Röhren (tubi) in die Höhe 
und strömte in die Badeeellen ein. Das für die Bäder nothwendige kalte, 
laue und heifse Wasser kam aber aus drei über dem Ofen angebrachten 
und durch Röhrenleitung mit einander verbundenen ehernen Kesseln. Die 
l Handbuch der römischen Altcrthümer elc., begonnen von W. A. 
J. Rlarrluardt. Thl. V, Ablhl. 1, S. 283 1T. Leipzig 1864. 
VOII 
Becker, 
fortgesetzt
	        
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