sondern vielmehr für die Aufnahme einer mehr oder weniger grofsen An-
zahl von Zuschauenden oder solchen berechnet waren, die zu ihrer Er-
götzung und Erholung in diesen der Oelfentlichkeit geweihten Räumen
sich aufhalten wollten. Eine ähnliche Stellung nehmen im römischen Leben
die Bäderanlagen ein. Auch sie sind von einfachen Bauten für den Privat-
bedarf ausgegangen, Welche das bei den Alten lebhafter als bei uns ge-
fiihlte Bedürfnifs des Bades hervorrief; auch sie haben sich durch Hinzu-
nahme anderer Räume erweitert, bis sie sehliefsliclt zu gewaltigen und
prachtvollen Anlagen anwuchscn, die den Römern so unentbehrlich wurden,
wie den Griechen ihre Gymnasien, und die deshalb, wenn auch nicht
immer mit gleicher Stattlichkeit ausgeführt, wohl in jeder nur irgendwie
bedeutenden Stadt als eines der Haupterfordernisse des öffentlichen Lebens
bestanden haben mögen.
So lassen sich diese Bauten, die später wegen der überwiegenden
Bedeutung der darin enthaltenen warmen Bäder allgemein den Namen der
Thermen erhielten, wohl mit den Gymnasien der Griechen vergleichen, ja
selbst in späterer Zeit findet sich, wenn auch vereinzelt, der Name des
Gymnasium auf sie angewendet. Jedoch weicht deren Anlage von denen
der Gymnasien in vielen Punkten sehr wesentlich ab. Zunächst hat dies
darin seinen Grund, dal's die Leibesübtlngen, für welche das griechische
Gymnasien vorzugsweise errichtet wurde, in dem Leben und der Erzie-
hung der Römer niemals dieselbe Bedeutung erlangt haben, als sie für
die Griechen besafsen. Allerdings wurde bei der schon oben erwähnten
näheren Bekanntschaft der Römer mit den Sitten der Griechen auch diese
oder jene Art der Leibesübungen mit nach Rom übergeführt, und es
kommen auch bauliche Anlagen vor, deren griechische Namen auf ago-
nistische Bedeutung schliefsen lassen, aber allgemein verbreitet waren die
Uebungen der Agonistik niemals: das Waffenhandwerk und die kriegeri-
schen Uebungen blieben die Schule der körperlichen Entwickelung ftir das
römische Volk. Und wenn wir selbst in den öffentlichen Badeanlagen der
Römer gewisse Räume für gewisse Uebungen der griechischen Agonistik
bestimmt finden, so bilden die letzteren doch nur eine mehr unwesentliche
Zuthat. In dem griechischen Gymnasien handelte es sich zunächst um
Räume für die Uebungen, denen in zweiter Reihe die Anlagen für die
Bäder hinzutreten konnten. In den römischen Thermen bilden die Vor-
richtungen für die Bäder die Hauptsache, die Räume für die Leibesübungen
treten erst als eine Art Erweiterung und Ergänzung zu dieser Hauptsache
hinzu. Beiden gemeinsam aber sind die Anlagen, in welchen den Besuchern
Gelegenheit zur Unterhaltung und Erholung, zu Spaziergängen und Geh
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