Obschon einer späteren Periode angehörig, hat der Triumphbogen des
Kaisers Constantin einen vielleicht noch höheren kunstgeschichtlichen Werth,
da sich an ihm die Spuren von zwei sehr verschiedenen Zeiträumen gleich-
zeitig beobachten lassen. Denn während dieses Monument dem Zeitpunkt
seiner Errichtung nach fast als der Sehlufspirnkt aller Unternehmungen
des römischen Reiches anzusehen ist, soweit dasselbe hier unserer Betrach-
tung vorliegt; während es seiner Bestimmung nach schon fast als Denkmal
des siegreichen Christenthums gelten darf, indem es den für die Erhebung
des Christenthums zur römischen Staatsreligion entscheidenden Sieg des
Kaisers Constantin über seinen Gegner Maxentius zu verherrlichen hatte,
greift es andererseits in die Zeiten zurück, in welchen das Römcrthum
noch in seiner vollen Kraft bestand und führt uns in die ruhmreichsten
Zeiten, in denen Trajan die nordischen Barbaren besiegte und dem Reiche
eine, wenn auch nur kurze Aera des Glückes und des bürgerlichen Wohl-
standes, heraufführte. Als nämlich nach jenem an der milvischen Brücke
vor Rom errungenen Siege (312 n. Chr.) Volk und Senat beschlossen,
dem Sieger einen Triumphbogen zu errichten, sah man sich, sei es wegen
des Sinkens der künstlerischen Productionskraft, sei es wegen der Kürze
der dazu gestatteten Zeit, veranlafst, die plastischen Zierden und vielleicht
Fig 416 auch die architektonischen Bestandtheile eines
r _ V früheren Bauwerks derselben Bestimmung zu
Q Q ßq. dem Neubau zu verwendenl. Dieser letztere
l 1 f nun zeigt, wie sich aus dem Grundrifs
iä ä 5 Fig. 416 ergiebt, drei Durchgänge, von de-
' "J nen der mittlere, der höher und weiter
als die beiden seitlichen ist, für den Triumphwagen des Kaisers selbst
bestimmt war. Diese drei Durchgänge waren, wie sich auch aus der
Ansicht Fig. 417 ergiebt, nicht von Halbsäulen, sondern von freistehenden
Säulen eingefafst, deren vier, aus gelblichem numidischen Marmor (giallo
antico), auf jeder Seite sich befanden und deren Arbeit nach Hirt auf die
Zeiten eines reineren Kunststyls unter Kaiser Hadrian hindeutet. Der
gröfsere Theil der Bildwerke dagegen, mit denen der Bau an den beiden
Stirnseiten, wie innerhalb des mittleren Durchganges geziert ist, ist dem
Triumphbogen entnommen, welcher einst dem Kaiser Trajanus zur Feier
seiner Thaten im dacischen und im parthischen Kriege (nach Hirt sind
dazu zwei verschiedene Bögen bestimmt gewesen), wie zur Verherrlichung
seiner nicht minder ruhmvollen Friedenswerke errichtet worden war. Die
l Höhe 21, Breite 25,70,
beiden Seitenbogen 7,40 Meter.
7,40 Meter.
Tiefe
Höhe
des
mittleren
Bogens
der