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Peripteros.
Der
Parthenon zu Athen.
Stufen liihrten von allen Seiten zu dem Umgange empor, der aus sechs-
undvierzig dorischen Säulen bestand, von denen je acht auf den schmalen,
je siebzehn auf den längeren Seiten angeordnet waren (vgl. den Grundrifs
Fig; 24 und die Ansicht Fig. 25). Mit goldenen Schilden und Weihin-
Schriften War der Arehitrav, mit dem daucrnderen Schmuck von Reliefs,
die sich auf die Mythen der Athene und ihrer Heroen bezogen, waren
die Metopen des Frieses geziert. In den Giebeln thronten in hehrer Ma-
jestät die Gestalten, mit denen Phidias und seine Schüler zwei wichtige
Momente aus dem Mythenkreise der Athene verherrlicht hatten: in dem
einen die erste Erscheinung der aus dem Haupte des Zeus geborenen
Göttin unter den Olympiern; in dem anderen der Wettkampf, durch dessen
siegreichen Ausgang sie dem Poseidon die Schutz- und Oberherrliehkeit
des attischen Landes abgewonnen hatte. Ueberall wurde durch mafsvoll
angebrachten Farbenschmuck der leuchtende Glanz des pentelischen Mar-
mors gemildert, aus dem sowohl Säulen und Gebälk, als auch die Mauern
der Cella und selbst die Ziegel des Daches bestanden.
Während des Mittelalters in eine christliche Kirche verwandelt, von
der Spon und Wheler im Jahre 1676 noch die Altarnischel auf der
Ostseite und die innere Einrichtung gesehen und später beschrieben haben,
hatte sich der Parthenon ähnlich dem Theseustempel (s. oben Fig. 22)
sehr wohl erhalten, bis die Belagerung Athens durch die Venctianer im
Jahre 1687 eine beklagenswerthe Zerstörung des in seiner Art einzigen
Gebäudes herbeiführte. Die Belagerten hatten nämlich in den Räumen
des Tempels ein Pulvermagazin angelegt und als dies von einer von den
Belagerern geworfenen Bombe getroffen wurde, fand eine so gewaltige
Explosion statt, dafs mit Ausnahme der beiden Giebclseiten das Gebäude
fast vollständig vernichtet wurde.
Als eine besondere Gunst des Schicksals kann es bei diesem grofsen
Verlust noch betrachtet werden, dafs die Ueberreste, so gering und dürftig
sie auch erscheinen mögen gegen den einstigen Glanz des Gebäudes, doch
genügen, um eine im Ganzen und Grofsen wenigstens ziemlich zuverlässige
Restauration versuchen zu können. Nicht genug aber ist es zu bewun-
dern, dal's selbst den 'l'rümmern noch eine Hoheit, Würde lllld Schönheit
beiwohnen, die alle Beschreibung weit hinter sich zurücklassen. Ein recht
schlagender Beweis für die Vortrelflichkeit_ der griechischen Architektur,
die, weil sie hauptsächlich auf Ebenmafs aller Theile, Harmonie der Ver-
hältnisse und vollkommener Durchbildung aller Einzelheiten beruhte, selbst
Der
IIIIICPC
Theil
dieser
Allarnische
auch
noch
Eegßllwärlig
erhalten.