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Der
Gräberbau.
Gräberstrafse in Pompeji.
welche theils zur unmittelbaren Aufnahme der Ueberreste geliebter Todten be-
stimmt waren, theils oberhalb der zur Beisetzung der letzteren dienenden Ge-
mächer errichtet wurden. Dieselben nähern sich in ihrer äufseren Gestalt ent-
weder jenen bereits ausführlicher besprochenen Denkmälern, oder bestehen
aus kleineren altarähnlichen Bauten von runder oder viereckiger Form (czppvl),
oder endlich stellen sie sich als einfache Pfeiler (l-Iermen) dar, deren oberen
Theil man auf der einen Seite eine Rundung gab, so dal's sie fast einem
halhirten menschlichen Kopfe gleichen. Von allen diesen Formen bietet
die unter Fig.411 mitgetheilte Ansicht der Gräberstralise bei Pompeji lehr-
reiche Beispiele dar. Hier nämlich beIinden sich rechts und links von der
Fig. 411.
herculanischen Strafse (der Standpunkt für die Ansicht ist nicht weil: von
der Villa des Diomcdes, F ig. 392, gewählt) zahlreiche Gräber, von denen
die meisten durch Inschriften als die Grabstätten bestimmter Personen,
resp. von deren Familien, bezeichnet sind. Wo es der Raum gestattete,
ist das Denkmal, ähnlich dem Tempel, von einem kleinen Hofe umgeben,
den eine Mauer gegen die Strafse und die anderen Gräberstätten abschließt.
Derartige Umfriedigungen dienten entweder blos zur Andeutung, dal's es sich
hier um einen durch heilige Gebräuche geweihten Raum handele, oder es
konnten dieselben in einzelnen Fällen auch zur feierlichen Verbrennung der
Ueberreste und zu dem ebenfalls nach einem vorgeschriebenen Ritus statt-
iindenden Aufsammeln der Gebeine (ossilegium) bestimmt sein. Hatten sie
den letztgenannten Zweck, so wurden sie als Verbrennungsstätten (ustrina)