Die
Villa des Hadrian zu Tibu
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in ihrer Nähe befinden sich die Ruinen, die man für die Reste der kai-
serlichen Wohnung selbst zu halten pflegt. Andere Anlagen trugen die
Namen berühmter Gebäude aus den verschiedenen Provinzen des Reiches:
den von Spartian genannten vCanopuse glaubt man in einem runden
Tempel zu erkennen, der sich in einem ringsum architektonisch um-
grenzten Thale befindet und, eine Nachbildung des Serapistempels zu Ca-
nopus, einst mit zahlreichen Statuen im ägyptischen Styl verziert war,
deren Reste noch heut im capitolinischen Museum aufbewahrt werden.
Dem vLyceume und der aAcademiee scheinen einige Partien mit Bade-
anlagen zu entsprechen; auf die vPoecilee scheint ein weiter, mit Säulen-
hallen umgebener Platz hinzudeuten; ihm schliefst sich eine nBasilicae
an, sowie ein Rundgebäude, auf welches man den Namen des von Spar-
tian angeführten vPrytaneume anwenden könnte. Alles Dinge, in denen
sich eine Richtung des Geschmackes ausspricht, die in manchen Parkan-
lagen der neueren Zeit ihre Analogien findet und zu welcher jener Kaiser
vor Allen berechtigt sein mochte, der auch keinen Theil seines weiten
Reiches mit dem Schmuck monumentaler Bauten unbedacht gelassen hatte.
Ja diese Gestaltungslust ging so weit, dal's man durch landschaftliche
Composition und Modificirung der natürlichen Schönheiten der Lage selbst
ein vTempee geschaffen hat, welches von Einigen in einem reizenden, von
einem Bach durchschläingelten Thal an der Grenze der Villa erkannt wird,
während zur Darstellung des vHadese ein noch jetzt erhaltenes Labyrinth
unterirdischer Gemächer bestimmt gewesen sein mag. Die Bauten waren
von meisterhafter Technik, wie die erhaltenen Backsteinmauern und Ge-
wölbe noch heut bekunden; einzelne Reste deuten darauf hin, dafs die
Wände mit Marmortafeln, die Gewölbe mit Stuckwerk bekleidet waren.
Zahlreiche architektonische Fragmente, wie von Säulen, Gebälken, kost-
baren Fufsböden, sind mit nicht minder zahlreichen Ueberresten von
Sculpturen aus jenem Labyrinth von malerischen Trümmern zu Tage
gebracht, und trotz einer fast drei Jahrhunderte langen systematischen
Ausbeutung hat dasselbe noch heutzutage nicht aufgehört, eine reiche
Fundgrube werthvoller Reste jener glänzenden Zeit des römischen Alter-
thums zu sein.
Wenden wir jedoch schliefslieh von der Beschreibung jener grofs-
artigen Anlagen, deren Restauration trotz mancher Versuche, die schon
seit Pirro Ligorio gemacht worden sind, wohl kaum je im Zusammenhang
gelingen wird, den Blick auf die einfacheren Villen vermögender Privatleute
zurück, so möge hier ein Bau der Art angeführt werden, der zu Pompeji
erhalten ist und von dem Fig. 392 (Mafsstab : 100 Fufs) den Grundrifs