Der ri
mische Privatbau.
Das Peristylium.
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aufbewahrt; hier fand der Geschäftsverkehr des Hausherrn statt, wie denn
Zumpt das Tablinum als das vComptoirzimmer des Herrn, wenn er
sich mit Schreiberei beschäftigte e, bezeichnet, und davon (tabellae, Schrift-
tafeln) auch den Namen ableitet, wogegen Andere denselben aus den Ahnen-
bildern (tabulae, tabellae) erklären, die hier ihren Platz gefunden haben
sollen) Aus dieser Bedeutung des Tablinum geht auch hervor, dafs das-
selbe, obschon im Mittelpunkte zwischen Atrium und Peristylium be-
legen, doch nicht als Durchgang benutzt werden durfte. Vielmehr war
das Tablinum, obgleich rein baulich genommen nach beiden Seiten hin
offen stehend, ein Ort, der von den Sklaven und sonstigen Untergebenen
respectirt werden mufste, wie denn einige Spuren auf Versehlufs durch
verschiebbare Thürtafeln, andere auf Vorrichtungen hindeuten, dasselbe
durch Teppiche und Vorhänge abzuschliefsen. Die Communication zwischen
den beiden oben angegebenen Theilen des Hauses wurde durch schmale
Gänge (fauces) vermittelt, welche, meist neben dem Tablinum entlang,
das Atrium mit dem Peristylium verbanden.
Dies Peristylium" nun ist jener, wahrscheinlich in Folge der Bekannt-
schaft mit den griechischen Wohnhäusern einer späteren Zeit, dem römi-
schen Hause hinzugefügte Hof, der in griechischer Weise mit Säulenhallen
umgeben war und davon auch seinen, dem Griechischen entlehnten Namen
erhalten hat, wogegen die Namen des Atrium und Tablinum der lateini-
schen Sprache entlehnt sind. Diesem aus der Natur der Dinge selbst sich
ergebenden Verhältnifs der einzelnen Theile des römischen Hauses, wie es
theils aus den erhaltenen Ueberresten, theils aus den Angaben Vitruv's
hervorgeht, entspricht es denn auch vollkommen, dal's bei Häusern weniger
bemittelter Besitzer und beschränkterer Lage das Peristylium, auch wo es
vorhanden ist, doch nur eine untergeordnete Stellung im Vergleich zum
Atrium einnimmt und oft von der von Vitruv geforderten regelmäfsigen
Anlage eines auf vier Seiten mit Säulenhallen umgebenen Hofes weit ent-
fernt ist. Sehr bezeichnend in dieser Beziehung ist, ganz abgesehen von
den Häusern, welche statt des Peristyls nur einen säulenlosen Hof zeigen,
das (nach dem darin vorgefundenen Bilde) sogenannte Haus des Herma-
phroditen in Pompeji, welches ein schönes geräumiges und regelmäßiges
1 Nach Anderen befanden sich diese Ahnenbilder in Räumen, welche als alae (Flügel)
bezeichnet werden und welche, ganz abgesehen von den verschiedenen Versuchen, ihnen
einen bestimmten Platz im römischen Hause anzuweisen, jedesfalls Theile des Alrlum ge-
wesen sind.
1' Auf das Peristylium scheint auch die so oft vorkommende und verschiedenartig
erklärte Benennung des cauum aedium anwendbar zu sein.