nur kleine Impluvium (d) frei, welches auf unserer Abbildung schraffirt
erscheint. Eine besondere Bedeutung aber gewinnt dies Haus für uns
dadurch, dal's sich an die Hauptseite des Atrium ein bisher noch nicht
betrachteter Raum (e) anschließt, der sich indefs nicht wie die anderen
durch schmale Thüren, sondern mit seiner ganzen Weite in dasselbe öffnet.
Vergleicht man hiermit den Grundrifs des oben besprochenen älteren grie-
chischen Hauses (Fig. 91), so wird man in der Stellung des Raumes e
zum Atrium ein ähnliches Verhältnifs erkennen, wie es dort zwischen der
Prostas (Fig. 91 C) und dem Hofe (B) stattfand, nur dal's wegen Be-
schränkung des Raumes ersterer nicht, wie die Prostas, dem Eingange
gegenüber angelegt werden konnte. Jener Raum e crgiebt sich daher als
das Hauptgemach des ganzen Hauses; wir stehen nicht an, darin die ein-
fachste Form des Tablinum zu erkennen, von dem wir sogleich ausführ-
licher zu handeln haben werden.
Dies das ursprüngliche römische Haus, wie es sich nach den oben
angeführten Indicien wenigstens mit Wahrscheinlichkeit wiederherstellen
läfst und wie es sich in einigen Reminiscenzen auch in Bauten einer spä-
teren Zeit erhalten zu haben scheint. Die Veränderungen nun, welche
diese späteren Zeiten im Häuserbau hervorriefen, sind wie beim Tempel-
bau aus der Verbindung der heimischen mit griechischen Elementen ent-
standen. Sie bestehen zunächst in einer Erweiterung, die wir schon oben
an dem griechischen Wohnhause nachgewiesen haben; denn wie schon
bemerkt wurde, hat die Mehrzahl der erhaltenen römischen Wohnhäuser
aufser dem Atrium noch einen zweiten, sehr wesentlichen Theil in dem
olfenen, meist mit Säulen umgebenen Hofe aufzuweisen. Eine solche Er-
weiterung konnte übrigens der Natur der Sache nach auch nur auf d'em-
selhen Wege erfolgen, wie wir dies oben bei dem griechischen Hause
nachgewiesen haben (vgl. Fig. 92 Hi). Dort betrachteten wir als den ältesten
Bestandtheil desselben den Hof mit der Prostas; an ihn schlofs sich in
der Richtung nach hinten oder innen zu der zweite Hof an. Ein solcher
Hof ist es denn auch, der sich in den meisten erhaltenen römischen Häusern
an das Atrium anschliefst. Zwischen beiden liegt ein offener Saal, der
den Mittel- und Hauptpunkt des Hauses ausmacht, das Tahlinum. Es
zeigt sich jetzt, wie folgenreich die von uns versuchte Restauration des
griechischen Hauses auch für den römischen Privatbau ist: das Tablinum
nimmt in letzterem vollständig die Stelle ein, welche die Prostas in er-
sterem inne hatte. Auch hatte es dieselbe Bedeutung. Hier war der
Aufenthalt des Islausherrn, der den vorderen und hinteren Theil des Hauses
von hier gleichmäßig übersehen konnte; hier wurden Documente und Geld