Römischer Wasserbau.
Cloaca muxima.
Emissare.
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erfüllt. Der Grundgedanke ist der, die sumpfigen Niederungen mit einem
Netze von Canälen zu durchziehen, die letzteren in zweckmäßige Verbin-
dung mit einander zu setzen und die so angesammelte Wassermasse, der
sich die Unreinlichkeiten der Stadt bcigesellten, in einen gemeinsamen
Fig 374 Hauptcanal zu leiten, welcher sie schließlich dem Ströme
selbst zuzuführen hatte. Dieser unter dem Namen der
Cloaca max-ihm bekannte Hauptcanal, dessen Mündung
in den Tiber Fig. 374 darstellt, ist in einer Länge von
fast 1000 Fufs erhalten und dient noch heut seinem ur-
sprünglichen Zweck. Ein Gewölbe von massiven Tuff-
quadern, in das von 10 zu 10 Fufs ein Bogen von Tra-
vertin gezogen ist, deckt den etwa 20 Fufs breiten Canal; seine Höhe
betrug 10i Fufs, doch haben sich, trotz wiederholter Räumungen, Schlamm
und Schutt so hoch in demselben angesammelt, dal's seine gegenwärtige
Höhe nur noch 6 bis 7 Fufs mifst. Der Anfang des Cloakenbaues über-
haupt, und speciell der der CYoaca mawima wird übereinstimmend bereits
dem Könige Tarquinius Priscus zugeschrieben; zu verschiedenen Perioden
aber traten Erweiterungen hinzu, welche durch die wachsende Gröfse der
Stadt bedingt waren. Auch bedurften die Canäle, wegen der leicht ein-
tretenden Verstopfung, häufiger Reinigungen und Ergänzungen, von denen
äufserst kostspielige von den Schriftstellern erwähnt werden. Eine der spä-
teren Erweiterungen wird dem Freunde des Kaisers Augustus, M. Agrippa,
zugeschrieben. Derselbe scheint unter dem Marsfelde ein neues System
von Canälen angelegt zu haben, deren einer noch jetzt unter dem Fufs-
boden des Pantheon hinweggeht.
Von nicht geringer Bedeutung sind die Unternehmungen, welche
zum Zweck hatten, die überflüssige Wassermenge von Seen zu entfernen,
um dadurch entweder der zerstörenden Ueberschwemmung derselben vor-
zubeugen oder neuen Platz für den Anbau des Landes zu gewinnen. Auch
solcher Unternehmungen wird schon in den früheren Zeiten gedacht. Es
wurden dieselben durch Ablässe (emissaria) bewirkt, welche entweder
olfen oder bedeckt das Wasser der Seen auf ein niedriger gelegenes Ter-
rain leiteten; die gröfste Schwierigkeit lag natürlich darin, die Canäle oder
Abzüge unter der Erde und nicht selten durch das feste Gestein grö-
fserer Bergmasscn hindnrchzuführen. Dies war schon bei der Ableitung des
albanischen Sees der Fall, welche Livius (V, 15 lf.)1mit der Geschichte
der Eroberung von Veji durch M. Furius Camillus (396 v. Chr.) in Ver-
bindung setzt und welche noch heutzutage diesem Zwecke dient. Von
dem hoch gelegenen, wahrscheinlich aus dem Krater eines Vulcans ent-