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Römischer Wasserbau.
Gxmäle.
Aufnahme von Waaren umgeben ihn; eine Brücke verbindet ihn mit dem
festen Lande. Auch der Reiz architektonischer Decoration fehlt nicht,
indem auf einer an den einen Hafendamm sich anschliefsenden Insel Tempel
und säulengezierte Wohnhäuser sich erheben, beide auf künstlichen Terassen,
zu denen Treppen emporführen, errichtet und letztere von Baumgruppen
malerisch umgeben. Am bemerkcnswerthesten und für die Kenntnifs des
römischen Hafenbaues am wichtigsten aber ist der auf der rechten Seite
des Bildes in's Meer hinausragende Hafendamm, indem derselbe eine grofs-
artige Anwendung des Gewölbebaues in einer Reihe von vertieften Arcaden
bekundet, deren Oeßnungen entweder zum Abfangen der angeschwemmten
Unreinlichkeiten oder zur Aufnahme xkleinerer Schilfe gedient haben.
74. Nach den Anlagen, welche dazu dienten, dem Meere eine ge-
sicherte und gastliche Stätte ahzugewinnen, haben wir uns zu denjenigen
Bauten zu wenden, welche durch Bewältigung der Gewässer des Festlandes
dem Nutzen und der Wohlfahrt der Menschen zu dienen haben und welche,
wenn schon äußerlich nicht so imponirend als die Hafcnbauten, zu ihrer
Ausführung doch nicht geringere Einsicht, Kraft und Mittel in Anspruch
nahmen und der staatlichen Gemeinschaft einen nicht minder grofsen Segen
zuiiihrten. Es handelt sich hier zunächst um solche Werke, welche dazu
bestimmt waren, gewisse Landstriche durch Entfernung der übermäfsigen
Feuchtigkeit des Bodens zu gesunden Wohnstätten umzugestalten oder für
den Anbau zu gewinnen. Wie Grofses in dieser Beziehung geleistet wor-
den ist, geht aus der Urbarmachung der pontinischen Sümpfe, der Niede-
rungen des Po u. s. W. hervor, wo durch Canäle, Gräben und Wasser-
abzüge aller Art ein feuchtes und sumpfiges Terrain in fruchtbaren Boden
verwandelt wurde. Ein ähnliches, in mancher Beziehung noch _viel mehr
complicirtes Werk bietet die Stadt Rom selbst dar. Auf unebenem Terrain
belegen, von verschiedenen Hügeln gebildet und von einem Flusse durch-
strömt, mufste die Stadt nothwendig an der Anhäufung von Feuchtigkeit
und daraus hervorgehender, der Gesundheit schädlicher Versumpfung des
Bodens in den niedriger belegenen 'l'heilen zu leiden haben. Sollte hier
ein gesunder Aufenthaltsort für eine gröfsere Menschenmenge geschaifen
werden, so kam es vor Allem darauf an, jenem Uebelstande ein Ende zu
machen. Dies ist nun durch ein System unterirdischer Canäle bewirkt
worden, welches ebenso sehr durch seine künstliche Berechnung, als durch
die Gröfse der in Bewegung gesetzten Mittel in Erstaunen setzt und das
den oben bezeichneten segensreichen Zweck noch heut, nach Verlauf von
etwa zwei und einem halben Jahrtausend, in bewunderungswürdiger Weise