Römische Thorbauten.
Ports. maggiore zu Rom.
Thore mit d:
ifachem Durchlafs.
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Rücksichten bedingt und demgemäfs eine der complicirtesten, die bei ähn-
lichen Monumenten beobachtet werden. Zugleich aber sind die verschiede-
nen, dabei obwaltenden Aufgaben in einer so einfachen und schönen Weise
gelöst, dafs man dies Werk gleichmäfsig als eines der wichtigsten Zeugnisse
des praktischen und des künstlerischen Sinnes der Römer betrachten kann.
Zunächst nämlich gewährt das Bauwerk zwei römischen Heerstrafsen, der
via Labicana und der m'a Praenestina, welche hier im spitzen Winkel
zusammentreffen, Durchlafs durch zwei hohe gewölbte Portale; diese sind
von drei mächtigen Mauerpfeilern begrenzt, die in ihren oberen Theilen
durch kleinere Bogenöffnungen durchbrochen und durch je zwei Halbsäulen
mit darüber ruhendem Gebälk und Giebel decorirt sind. Der mittlere Pfeiler
zeigt unterhalb der eben erwähnten Mauerölfnung noch eine zweite, die
ebenfalls im Rundbogen überwölbt als Pforte gedient hat und noch dient.
Und während nun so dem Doppelzweek des Verkehres vortrefflich genügt
ist, hat das Denkmal noch einen zweiten Doppelzweck zu erfüllen, indem
die Bögen zugleich als Träger zweier über denselben angebrachten Wasser-
leitungen zu dienen haben. Zunächst über ihnen befindet sich eine Attika,
welche jedoch keinen Canal einschliefst; über derselben aber erheben sich
zwei andere Attiken, deren unterste den Durchlafs für die Aqua Claudia,
die oberste den fiir die Anio nova bildet. Drei grofse lnschriften bedecken
die Aufsenseite dieser drei Attiken. Die erste besagt, dafs Kaiser Claudius
den Aqua Claudia benannten Aquäduct aus den am 45. Meilenstein von
Rom gelegenen Quellen, Caeruleus und Curtius, geleitet, die zweite, dal's
derselbe Herrscher den Anio nova genannten Aquäduct aus einer Entfer-
nung von 62 römischen Meilen zur Stadt geführt habe. Die dritte Inschrift
nennt die Kaiser Vespasian und Titus als Wiederhersteller 'dieses von Clau-
dius ausgeführten grofsartigen Unternehmens.
Häufiger als die Doppelthore sind die mit dreifachem Durchlafs ver-
sehenen, wo dann gewöhnlich der mittlere breiter und höher ist, als die
zur Seite angebrachten. Ersterer hat zum Verkehr für Fuhrwerk und
Reiter, letztere haben für Fufsgänger gedient. In sehr schöner Weise
sehen wir diese Zwecke des Verkehres mit denen der Vertheidigung an
einem Thore verbunden, welches zu den von Augustus angelegten Befesti-
gungen von Aosta gehört und von dem Fig. 356 den Aufrifs, Fig. 357
den Grundrifs darstellt. Was zunächst die Anlage der im Zusammenhange
mit dem Thore dargestellten Mauer anbelangt, so zeigt dieselbe eine nicht
unwesentliche Abweichung von den oben besprochenen Verfahrungsweisen,
indem der Raum zwischen den beiden Stirnmauern, der niederen nach
aufsen gekehrten (Fig. 357 A) und der höheren nach innen gewendeten