Römische Schutzbauten.
Die Mauern.
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lieh mehr zu solchen Zwecken, als zu denen der Wohnung ummauert
gewesen sei, und so als geschützte Burg, den Akropolen der griechischen
Städte ähnlich, den festen Kern gebildet habe, um welchen sich später,
wie dies auch in Griechenland der Fall war, allmälig die ersten Wohn-
häuser, die Anfänge der Stadt, erhoben.
Wenn dagegen die wirkliche Gründung einer Stadt beabsichtigt wurde,
wozu das römische Colonisationssystem häufigen Anlafs bot, so geschah
dies unter Beobachtung gewisser feststehender Culttisgebräuche. Ein Pflug
wurde mit einem Stier und einer Kuh bespannt, und auf solche Weise
der für die Stadt bestimmte Raum mit einer Furche umzogen. Für die
Thore, deren Zahl ebenfalls durch altgcheiligte Satzungen bestimmt war,
wurde der Platz dadurch frei gelassen, dal's der Pflug aus der Erde ge-
hoben und erst jenseits der dafür bestimmten Stelle wieder in die Erde
gesenkt wurde. Uebrigens wurde derselbe so geführt, dafs die erhöhte
Reihe der Schollen nach der Seite der Stadt zu, die vertiefte Furche
dagegen nach aufsen zu liegen kam, so dal's dieselben gewissermafsen zu
Vorbildern des bei italischen und römischen Städteanlagen üblichen Walles
und des davor liegenden Grabens dienten. Wo die Bodenbeschalfenheit es
gestattete, hat man der Grundfläche der Stadt gewifs gern die Form eines
Vierecks gegeben, und so mag man sich die Anlage der alten „R01n,a.
Quadraten" auf dem palatinischen Hügel zu denken haben; eine Anord-
nung, welche an die Form der „ templa" erinnert (vergl. oben g 61 f), wie
denn auch der Mittelpunkt der Stadt, gerade wie der des Templum, von
besonderer Heiligkeit war und durch Niederlegung von Spenden und Opfer-
gaben als soleherlbezeiehnet worden zu sein scheint.
Was nun die Ausführung der Mauern selbst anbelangt, so ist zu
bemerken, dal's dieselben von den Römern meist aus Baeksteinen errichtet
wurden. Doch hat man in neuerer Zeit zu Rom einige Reste der ältesten
Befestigungswerke aufgefunden, welche noch die griechische Weise des
Quaderbaues zeigen. So auf dem Aventin, wo man in einer nicht un-
bedeutenden Ausdehnung den Zug einer aus Quadersteinen errichteten
Mauer verfolgen kann, die unzweifelhaft der sogenannten servianischen
Befestigung angehörte. Sie befindet sich auf der Höhe eines mächtigen
Erdwalles (agger), dessen bei jener Befestigung ausdrücklich Erwähnung
geschieht, und ist nach der Art der altgrieehischen Befestigungen mit
Vorsprüngen zur Vertheidigung versehen, wie andererseits auch 113611 ita-
lischer Sitte in gewissen Abständen gewölbte Bögen, zum Behuf einer
gröfseren Festigkeit, die horizontalen Steinsehiehten unterbrechen. Aehnlich
sind auch die Ueberreste gewaltiger Substruetionsmauern beschaffen, die
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