Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

Die Umgebungen der 
mischen Tempel. 
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zu dem Eindruck gewaltiger und harmonischer Gröfse gesellten, welchen 
noch heut nach fast zwei Jahrtausenden dies in seiner Art einzige Ge- 
bäude, eine der höchsten Leistungen des römischen Geistes, unverändert 
auf das Gemüth eines jeden Beschauers ausübt. 
68. Die römischen Tempel, deren verschiedene Gattungen wir in den 
vorhergehenden Paragraphen darzustellen versucht haben, hat man sich 
jedoch keinesweges ganz frei und isolirt mitten unter profanen Umgebungen 
stehend zu denken. Schon bei den Griechen waren die Heiligthümer meist 
von einem eingefriedigten Platze umgeben, und wir haben an mehreren 
Beispielen gesehen, dal's derartige Periboloi mit vieler Pracht ausgestattet zu 
werden pflegten. Dasselbe fand, und zwar zum Theil in gesteigertem Mafse 
auch bei den römischen Tempeln statt, und man hat sich auch diese Umge- 
bungen zu vergegenwärtigen, um ein anschauliches und ersehöpfendes Bild 
von diesem wichtigen Theile des antiken Lebens zu gewinnen. Allerdings 
haben sich diese umgebenden Höfe aus leicht erklärliehen Gründen in den 
_seltensten Fällen erhalten, doch sind uns Beispiele genug überliefert, um 
sowohl die allgemeine Verbreitung dieser Anordnung, als auch die ver- 
schiedenen, dabei beobachteten Verfahrungsarten nachweisen zu können. 
Zunächst haben nämlich derartige Höfe nur den Zweck, das Heilig- 
thum vor dem profanen Treiben der umgebenden Welt abzugrenzen, und 
in diesem Falle genügte die kunstloseste Umschliefsung des zunächst vor 
dem Tempel liegenden Platzes. In Pompeji sind mehrere derartige Ein- 
friedigungen erhalten. Vor dem sogenannten Tempel des Aesculap, einem 
kleinen Prostylos mit einer um zwei Säulen vorspringenden Vorhalle, be- 
findet sich ein einfacher Ilof, der auf zwei Seiten von einer blofsen Mauer 
eingefafst wird und nur auf der dem Tempel gegenüberliegenden Seite 
eine aus zwei Säulen gebildete Halle zeigt. Das noch kleinere säulenlose 
Heiligthum, das man gewöhnlich dem Quirinus gewidmet glaubt, hat einen 
Vorhof, dessen Mauern auf zwei Seiten mit Pilastern verziert sind, W0- 
gegen die dritte aus einer viersäuligen Halle besteht. 
Sodann aber konnten die Höfe in gröfserer Dimension angelegt wer- 
den, um, mit regelmiifsiger Deeoration versehen, den Tempel von allen 
Seiten einzuschliefsen und zugleich eine würdige, künstlerische Umgebung 
desselben zu bilden. Dies scheint das bei gröfseren Prachttempeln allge- 
mein übliche Verfahren gewesen zu sein, und selbst kleinere Tempel hat 
man, wenn es die Localität irgend erlaubte, gern in dieser Weise aus- 
gestattet. In Pompeji kann als Beispiel dieser Anordnung der schon auf 
S. 363 erwähnte Isistempel dienen. Derselbe liegt auf einem regel-
	        
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