Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

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Der 
imische Rundtemp 
Das Pantheon zu Rom. 
Merkwürdig ist es, und schon Hirt hat auf diesen Umstand aufmerk- 
sam gemacht, dafs Vitruv sich auf die Beschreibung dieser beiden Gattungen 
des Rundtempels beschränkt, ohne einer dritten Art Erwähnung zu thun, 
wonach der runde Körper des Gebäudes, der in diesem Fallqgewöhnlich 
gröfsere Dimensionen erhielt, gar nicht von Säulen eingeschlossen, sondern 
nur auf einer Seite mit einer frei vorspringenden Vorhalle, ähnlich wie 
die anderen römischen Tempel (Prostyloi), versehen wurde. Eine Unter- 
lassung, die um so auffallender erscheint, als gerade in dieser Tempelform 
der römische Kunstgeist seine gewaltigsten Erfolge erreicht hat und das 
vollkommenste Beispiel derselben zu Vitruv's Zeit schon vollendet war. 
Dies war nämlich das Pantheon, jener Prachtbau, der von M. Agrippa, 
dem Freunde des Augustus, im Zusammenhange mit den von ihm ange- 
legten Thermen errichtet und dem Jupiter Ultor geweiht wurde. Die 
Vollendung dieses gewaltigen Baues, in welchem sich die ganze Macht 
und Kühnheit des römischen Volksgeistes künstlerisch auszusprechen scheint, 
fällt der erhaltenen ursprünglichen Inschrift zufolge in das Jahr 25 vor 
Christi Geburt, in welchem Agrippa zum dritten Male Consul war. Ur- 
sprünglich war derselbe, wie aus einer (allerdings angezweifelten) Bemerkung 
des Plinius (hist. nat. 3G, 24, 1) hervorgeht, dem Jupiter Ultor geweiht, 
dessen Statue sich daher ohne Zweifel in der dem Eingange gegenüber- 
liegenden Hauptnische befunden hat. Ihm schlossen sich in den anderen 
sechs Nischen die Statuen von ebenso viel Göttern und I-leroen an, von 
denen sich iudefs nur die Hauptgötter des julischen Geschlechtes, Mars 
und Venus, sowie der gröfste Sohn dieses Geschlechtes, der vergötterte 
Cäsar, mit Bestimmtheit nachweisen lassen. Sei es nun, dafs mit den 
Statuen des Mars und der Venus die Attribute der übrigen Hauptgötter 
verbunden, oder dafs die letzteren in den zwischen den Nischen befind- 
lichen tabernakelartigen Capellen (aediculae) angebracht waren, oder glaubte 
man endlich in dem, nie in gleicher Gröfse versuchten Wunderbau der 
Kuppel ein Abbild des alle Götter umfassenden Himmelsgewölbes zu er- 
blicken, genug es gesellte sich zu der ursprünglichen Bezeichnung sehr 
bald die des vPantheone, des Tempels aller Götter, zu, mit welcher Rom 
und die Nachwelt dasselbe einstimmig benannten und welche noch heut in 
der christlichen Bestimmung des Baues als Kirche aller Märtyrer (S. Maria 
ad martyres) fortlebt. Ohne auf die verschiedenen Veränderungenund 
Umgestaltungen hier näher einzugehen, denen der Bau im Laufe der 
Zeiten unterworfen wurde, müssen wir uns damit begnügen, denselben 
in seinen Hauptzügen kurz zu schildern. Wie sich aus dem Grundrifs 
Fig. 340 ergiebt, besteht der Tempel aus zwei Theilen, dem eigentlichen
	        
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