Der
römische Rundtempel.
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der Durchschnitt Fig. 336 zeigt, von reich cassettirten Tonnengewölben
überdeckt, die mit dem halbkuppelförmigen Abschlufs der beiden Nischen
in gefälligem Einklang stehen mufsten. Die Seitenwände waren durch
Halbsäillen belebt, zwischen denen sich Nischen befanden, und zu diesem
reichen Schmuck baulicher Gliederung ist noch der Glanz farbiger Marmor-
tafeln zu rechnen, mit denen das Innere bekleidet war, während die Aufsen-
seite ganz aus prokonnesischem Marmor bestand. Zu der ÖOO Fufs langen
und 309 Fufs breiten Terrasse, auf welcher der Tempel stand, führten
Stufen, deren Reste sich noch erhalten haben, von der Seite des Forum
empor, während die beiden Langseiten keine Stufen hatten; Fragmente
von Säulenschäften aus grauem Granit, welche man am Rande der Sub-
struction gefunden hat, deuten darauf hin, dafs das Heiligthum von einem
Porticus umgeben war. Der Tempel selbst lag auf einer besonderen Platt-
form, welche sich innerhalb des Porticus um sechs bis sieben Stufen über
die Oberfläche der Substruction erhob.
67. .In den bisher angeführten Beispielen gewölbter Tempel sehlofs
sich die Wölbung, in Form des sogenannten Tonnengewölbes, an die vier-
eckige Grundform der Cella oder des Pronaos an. Eine andere, nicht
minder wichtige Art der Wölbung findet nun ihre Anwendung bei Ge-
bäuden von kreisrundem Grundrifs. Es ist dies die Form der kreisförmigen
Kuppel, Welche nicht selten von den Römern angewendet und in einigen
Fällen zu einer höchst bedeutsamen Wirkung gebracht werden ist. Schon
in unserer Uebersicht der griechischen Architektur hatten wir Gelegenheit,
der Rundtempel Erwähnung zu thun 14); jedoch konnten wir aufser
einem entfernten Analogon derartiger Bauten, das man vielleicht im Denk-
mal des liysikrates zu Athen (Fig. 151) erkennen möchte, kein anderes
Beispiel für diese Form anführen, als die nur auf Vermuthungen beruhende
Restauration des Philippcum zu Olympia (Fig. 36). Bei den Römern
dagegen sind derartige Tempel sowohl der Zahl nach häufiger, als auch
der Ausführung nach bedeutender gewesen, ja sie scheinen eine nicht
unbeträchtliche Gattung der römischen Tempelgebäude ausgemacht zu
haben und, nach einer Aeufserung des Servius (zu Aen. IX, 408), vor-
zugsweise den Göttinnen Vesta und Diana, sowie dem Hercules und Mercur
geweiht gewesen zu sein. Vitruv (IV, 7) führt zwei Arten derselben an,
von denen er die erstere als Monopteros, die zweite als Peripteros be-
zeichnet. Die der ersten Art bestanden aus einer Reihe in Kreisform an-
geordneter Säulen, die auf einem gemeinsamen, mit einer Treppe verse-
henen Unterbau (Stylobat) standen und vermittelst des auf ihnen ruhenden,
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