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Der römische Tempel.
Tempel zu Heliopolis.
der Tempel Bögen oder Gewölbe gar nicht oder nur in sehr wenig be-
inerklicher Weise angeordnet wurden; dagegen gewannen diese neuen
Formen für das Innere eine sehr grofse Bedeutung, indem die Tempel-
cellen, und zwar auch die geräumigsten derselben, statt der bisher üblichen
flachen Lacunariendecke den imponirenden Abschlufs eines kühn und frei
gespannten, sowie reich decorirten Gewölbes erhalten konnten.
Figl 333. Statt aller anderen Beispiele dieser nicht
minder prächtigen als zweckmäßigen Anord-
z? nung fuhren wir den Ikleineren der beiden
y " Tempel zu Heliopolis in Syrien an, deren
Ä gröfseren, den sogenannten Sonnentempel, mit
seinen herrlichen Vorhöfen wir weiter unten
QGS besprechen werden. Der unter Fig. 333
im Grundrifs (Mafsstab I 80 engl. Fufs) und
unter Fig. 334 im Durchschnitt dargestellte
Tempel ist ein Prostylos der oben beschriebe-
nen Art, dem indefs noch ein rings umher-
gehender Säiilenumgang hinzugefügt worden ist.
Derselbe ist bis auf die vorderste Säulenreihe
C F3, der Facade erhalten. Eine Freitreppe (A) führt
zu der Säulenhalle (B) empor, durch welche
hindurch man in den Pronaos eintritt,
m w; T; W dessen Decke, wie der Durchschnitt Fig. 334
zeigt, durch ein querliegendes Tonnengewölbe
l l gebildet war. Eine prächtige Thür zu
deren beiden Seiten in der Mauerdicke Treppen
i "m" angebracht sind, führt in die innere Cella.
Dieselbe zerfällt in zwei Theile, von denen der erstere in derselben
Höhe wie der Pronaos liegend, von einem kühn gewölbten und mit reichem
Cassettenwerk versehenen Tonnengewölbe überspannt war, während die
Seiteiyvände durch den Schmuck schöner korinthischer Halbsäulen und
dazwischen angebrachter Nischen in sehr gefälliger Weise belebt sind.
Dem Eingang gegenüber liegt eine Erhöhung zu der Treppen empor-
geführt zu haben scheinen und welche, durch zwei Säulen von dem
vorderen Raume getrennt, wahrscheinlich zur Aufnahme der Tempelstatue
bestimmt war. Im Innern dieser Erhöhung befindet sich ein Raum, der
vielleicht zur Bewahrung von Tempelgeräth oder sonstigen Kostbarkeiten
gedient hat. Der Styl der Architektur ist sehr reich und prächtig und
entspricht dem Charakter der Zeit des Kaisers Caracalla, durch welchen