mit gewi
römische Tempel
Der
älbter Gella.
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halle eingenommen wurde. Die Cella wurde zugleich (wie dies vielleicht
auch bei dem vorhererwähnten Jupitertempel zu Pompeji der Fall war) als
Sitzungssaal des Senates benutzt und wird deshalb auch mit dem Namen
Curia bezeichnet. Hier war es unter anderem, wo Cicero seine Reden
gegen Catilina hielt. Nach einigen Fragmenten architektonischer Glieder,
die daselbst aufgefunden wurden, sowie nach den Platten farbigen Mar-
mors zu urtheilen, mit denen der Fufsboden bedeckt war, mufs die ganze
Einrichtung eine sehr prachtvolle gewesen sein; wahrscheinlich sind jene
Ueberreste der Erneuerung des Baues durch Tiberius zuzuschreiben, welcher
von den Schriftstellern Erwähnung gethan wird.
66. Wir hatten oben S64 auf eine dritte Veränderung hingewiesen,
welcher die Formen des griechischen Tempelbaues bei den Römern unter-
worfen werden konnten. Dieselbe geht aus der Anwendung einer neueu
Art der Construction hervor, welche von den Griechen nur selten und in
grofsartigem Mafsstabe niemals benutzt worden ist, und durch welche es
möglich wurde, den grofsen Tempelcellen eine höchst imponirende monu-
mentale Ueberdeckung zu geben. Dies ist die Kunst der Wölbung, durch
deren kühne Anwendung und consequente Durchführung die römische
Architektur sich sehr wesentlich von der der Griechen unterscheidet. Ohne
auf die Frage hier näher einzugehen, inwieweit und seit wann die Kunst
der Wölbung den Griechen bekannt gewesen sei (vgl. o. Fig. 177 und 178),
noch 0h die italischen Viilkerschaften dieselbe erfunden, haben wir nur
die beiden Thatsachen hervorzuheben, dafs schon in sehr früher Zeit bei
den Etruskern und anderen italischen Völkern Beispiele von Gewölbebauten
vorkommen und dafs die Römer diejenigen gewesen sind, Welche dies
Constructionsprincip zu vollständiger Geltung gebracht und zu einem in
technischem wie ästhetischem Sinne gleich bedeutenden Element ihrer Bau-
kunst erhoben haben. Von der verschiedenartigen Anwendung dieser ita-
lischen Construction bei Canälen, Brücken, Wasserleitungen, Thoren und
Triumphbögen werden wir in der Folge noch öfter zu handeln haben, in-
dem fast alle diese und ähnliche Aufgaben vermöge der Wölbung in einem
von den Griechen durchaus abweichenden und bei weitem grofsartigeren
Sinne gelöst werden konnten. Hier kommt es zunächst nur darauf an, die
Anwendung dieses Principes auf den Tempelbau festzustellen, indem auch
der Charakter dieses Theiles der öffentlichen Baukunst auf die allerent-
schiedenste Weise dadurch modificirt werden mufste. Indem wir nun zu-
vörderst an die so eben betrachteten Formen des römischen Tempelbaues
anknüpfen, haben wir die Bemerkung vorauszuschicken, dal's im Aeufsern