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Herstellung des Templum zur
Beobachtung der Himmelszeich
das sodann auf eine dem besonderen Zwecke entsprechende Weise einge-
friedigt wurde. Der allgemeine Name für einen solchen Raum war tem-
plum, was wohl von einer altitalischen, mit dem griechischen zäpvetv
(abschneiden, abgrenzen) verwandten Wurzel herzuleiten ist und seine
Analogie in dem griechischen zänsvog findet. Um die eigentlichen Anspi-
cien vorzunehmen und die dem Auguren zu Theil werdenden Zeichen
als günstige oder ungünstige zu erkennen, wurde dieser Raum noch weiter
F. E gegliedert und eingetheilt (Fig.321). Zunächst ver-
ig. 321.
jV band man die gegenüber liegenden Ecken des Qua-
a, y a1, drats (abcd) mit zwei Diagonalen (ac und bd);
durch den Schneidungspunkt derselben wurden so-
Wfefe", fü dann zwei, den Seiten des Vierecks parallele Linien
geführt (e f und 9h), wodurch das Viereck selbst
nach den beiden entgegengesetzten Richtungen hin
5b k aß in zwei gleiche Hälften gethcilt wurde. Von dem
A? Mittelpunkte aus nahm der Augur seine Beob-
achtung vor, und zwar stand derselbe so, dal's er vom Norden, der im
altitalischen Glauben als Sitz der Götter betrachtet wurde, nach dem Süden
gewendet war. Von diesem Standpunkte aus erhielten die verschiedenen
Theile des templuvn ihre besonderen Namen. Die Tbeilung selbst aber
war eine doppelte, je nachdem man die von Westen nach Osten gezogene
Linie e f (decumanus) oder die von Norden nach Süden gerichtete Linie
gh (cardo) als Mafsgabe dienen liefs. Nach Mafsgabe der ersteren zer-
fiel der Raum in einen hinter und einen vor dem Auguren liegenden
Theil, die denn auch demgemäfs als pars postica (ac f d Norden) und
antica (eb f c Süden) bezeichnet wurden. Nach Mafsgabe des cardo
dagegen zerfiel der Raum in eine rechte (agbh) und in eine linke
Hälfte (ghdc), von denen die pars dextra nach WVesten, die sinistra
dagegen nach Osten hin gelegen war.
Ohne die Bedeutung dieser, ohnehin wie es scheint manchem Wechsel
unterworfenen, verschiedenen Theile für die dem Auguren sich darbietenden
Zeichen näher zu erörtern, haben wir nur die Anwendung dieser ganzen
Anordnung auf die für den Cultus bestimmten Räume hier weiter zu ver-
folgen. Denn der Regel nach bedeutet ÜCIILPZIHIZ das nach dem oben an-
gegebenen altitalischen Auguralritus angeordnete Haus der Gottheit. Daher
denn auch die Abweichungen desselben von dem griechischen Tempel, der
von den Römern im Gegensatz zum te-mplzonz gern als aedes oder aedes
sacra bezeichnet wird. Ein Gegensatz, der sich recht deutlich als Aus-
druck jener Grundverschiedenheit der römischen und griechischen An-