Prostylos.
in den eigentlichen heiligen Raum diente, wurde hier aufgestellt. So konnte
das Becken mit dem Weihwasser hier Platz finden, mit dem man sich ent-
weder selbst benetzte, oder von dem Priester benetzen liefs, ehe man in
die unmittelbare Niiheües Gottes eintrat, dessen Bild stets der Eingangs-
thür gegenüber aufgestellt war. Durch Gitter, deren Spuren sich an einigen
Tempeln noch erhalten haben, konnten diese Räume gesichert und abge-
schlossen werden, so dafs dieselben, obschon dem Anblick offcnliegend,
doch Schätze und Kostbarkeiten aufnehmen konnten, welche die fromme
Sitte den Tempeln in reichem Mafse zufliefsen liefs, wie uns dies von
den Festtempeln zu Athen, Delphi, Olympia u. a. Orten ausdrücklich
überliefert ist.
Eine ähnliche Ausstattung mit Bildwerken, die auf die Tempelgottheit
Bezug hatten, oder mit Anathemen, die derselben geweiht worden waren,
hat man sich auch bei dem Opisthodom zu denken. Jedoch ist zu be-
merken, dafs bei einigen Tempeln der Opisthodom als ein besonderes
Gemach hinter der Tempelcella vorkommt. In diesem wurde dann der-
artiges Eigenthum der Gottheit aufbewahrt, welches nicht zur öffentlichen
Schau bestimmt war, älteres Cultusgeräth, auch vielleicht ältere Tempel-
bilder; ja es kommt auch vor, dafs in diesem Raume, der gröfseren
Sicherkeit wegen, Gelder und Urkunden öffentlicher oder privater Natur
aufbewahrt wurden; dies geschah z. B. beim Parthenon, wo sogar ein
Verzeichnifs der im Opisthodom aufbewahrten Gegenstände aufgefunden
werden ist. In diesem Falle blieb dann die Ilinterhalle des Tempels
(posticum) ein Sehauraum, der mit Bildwerken, Weihgeschenken und auch
mit Malereien in ähnlicher Weise, wie der Pronaos an der entgegenge-
setzten Seite des Tempels, ausgestattet zu werden pflegte.
7. In seiner Uebcrsicht der verschiedenen Tempellormen nennt Vitruv
nach dem Antentempel den Prostylos. Der Name deutet schon darauf
hin, dal's wir es hier mit einem Tempel zu thun haben, bei welchem die
Säulen (zivilen) auf der einen Seite hervortreten. Und so bildet derselbe
in der That naturgemäß" die nächste Stufe in der Entwickelung der
Tempelformen. In dem Antentempel bildeten die Säulen gleichsam den
Ersatz für die eine schmalere Wand des "fempelhauses, die man hinweg-
ä gelassen hatte, um dem 'I'empel nach Aufsen hin mehr den Charakter
L7); einer gewissen Üellentlichkeil: zu geben. Sobald aber einmal die Bedeu-
5 g ämg der Säule als freistehender und vraumöllnender" (Bötticher) Stütze
E E: Q-kannt war, konnte man bei dieser Form nicht stehen bleiben, und es
2 ä äegt in dem stetigen und allmäligen Fortschritt, den wir fast immer bei
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