Der Tod und die Leichenbestathmg.
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tung höchst einfach und prunklos gewesen sein. Von den nächsten An-
verwandten wurde das Grab gegraben, der Leichnam dem Schoofs der
mütterlichen Erde übergeben und der darüber gehäufte Erdhügel mit Ge-
treide besät; denn die nährende Erde, mit welcher man den Todten ver-
hüllte und in deren Furchen man Getreidekörner warf, sollte, nach dem
Glauben der Alten, den vergebenden Leib besänftigen. Das darauf fol-
gende Todtenmahl, bei welchem die Angehörigen den wahren Werth des
Verstorbenen priesen, nam mentiri nqfas habebatur, endete die einfache
Feier. Diese alte schöne Sitte wurde aber später durch den zunehmenden
Luxus und die Eitelkeit verdrängt, und jene grofsartigen Trauerceremonien,
welche in dem heroischen Zeitalter wohl nur den gefallenen Helden zu
Theil geworden waren, wurden so allgemein im bürgerlichen Leben, dal's
Solon in seinen Gesetzen diese Mifsbräuche durch ein vorgeschriebenes
Trauerceremoniell, welches namentlich gegen die allzulange Schaustellung
der Leichen gerichtet war, verbannte. Im Allgemeinen galten auch für
die späteren Zeiten die schon bei den homerischen Leichenfeierlichkeiten
angeführten Gebräuche. Nachdem dem Todten ein Obolus als Fahrgeld
(vaiilov, öavaixq) für den Charon in den Mund gesteckt war, eine Sitte,
deren Entstehungszeit nicht ermittelt ist, wurde der Leichnam von den
nächsten Angehörigen, namentlich von den Frauen, gewaschen und gesalbt,
in ein weifses Leichentuch gehüllt, mit Blumenkränzen, vorzüglich mit
Kränzen von Eppich, welche von Verwandten und Freunden des Verbliche-
nen gespendet wurden, geschmückt und für die übliche Ausstellung (x96-
Ösmg, vrgoziäedäat) vorbereitet. Eine solche Schmückung des Leich-
nams mag uns ein interessantes apulisches Vasenbild, welches die Bekrän-
zung der Leiche des Archemoros zum Gegenstand hat, vergegenwärtigen
Fig. 316.
(Fig. 316).
Leiche des
Auf der mit Polstern und Kissen geschmückten Kline ruht die
Archemoros, der kaum den Knabenjahren entwachsen, von
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