Bewohner Athens und die ländliche Bevölkerung vor dem glänzendsten
Thore der Stadt und ordneten sich nach einem vorgeschriebenen Cere-
moniell zum feierlichen Zuge. An die Spitze traten die Kitharöden und
Auleten, denen der Vortritt aus dem Grunde zuerkannt war, weil die
musischen Agonen die jüngsten in der Reihe der an den Panathenäen
eingeführten Spiele waren. Diesen folgte die mit Speer und Schild be-
waffnete Bürgerschaft zu Fufs und die wohlgeordnete, im Paraderitt ein-
herziehende Reiterei unter ihren Führern. Ihnen schlossen sich die Sieger
im Rofs- und WVagenlauf an, jene entweder auf ihren Rossen reitend oder
sie am Zaume führend, diese ihre stattlichen Viergespanne lenkend. Ferner
erblickte man im Zuge die von den Priestern und Opferdienern geleiteten
Fest-Hekatomben; aus der Bürgerschaft auserwählte stattliche Greise mit
Oelzweigen, vom heiligen Baume in der Akademie gepflückt, in den Händen
(öallotpogot); besonders geehrte Personen mit den für die Göttin be-
stimmten Weihgeschenken; sodann die auserlesenc Schaar von Bürger-
töchtern, Körbe mit dem Opfergeriith tragend (xavqqtögoi), und Epheben
mit den von der Hand der gröfsten Meister angefertigten Schaugeräthen.
lhnen schlossen sich die Frauen und Töchter der Schutzverwandten an,
jene, um sie als Gastfreunde kenntlich zu machen, mit den dem Zeus
Xenios geheiligten Eichenzweigen in den Händen, diese den Bürgertöchtern
die Schirme und Sessel nachtragend (Öupgoqlögot, omadvycpögot, vergl.
S. 144 und 206). Den Mittelpunkt des Zuges" aber bildete ein auf Rollen
ruhendes Schiff, an welchem segelartig der grofse, von den attischen Jung-
frauen gewebte und mit reicher Stickerei geschmückte Peplos der Athene,
mit welchem das alte Xoanon der Göttin auf der Burg bekleidet wurde,
befestigt war (vergl. S. 212). So etwa geordnet durchschritt die Procession
die schönsten Strafsen der Stadt, an den berühmtesten Ileiligthümern vor-
über, bei denen geopfert zu werden pflegte, bewegte sich dann um den
Felsen der Akropolis herum und betrat, die prachtvollen Propyläen durch-
schreitend, die Burg. Nachdem hier der Zug sich getheilt und an der
Ostseite des Parthenon wieder vereinigt hatte, wurden die Walfen abgelegt
und Hymnen zu Ehren der Gottheit von der versammelten Menge an-
gestimmt, während das Brandopfer auf dem Altare sich entzündete und
drinnen im Heiligthume die Weihgeschenke niedergelegt wurden. Diese
Hauptmomente der panathentiisehen Pompa sind uns in dem Meisterwerke
des Phidias zur Anschauung gebracht. Der Künstler aber scheint bei
seiner Composition nicht den eigentlichen Festzug selbst, sondern vielmehr,
zur Erreichung einer gröfseren Mannigfaltigkeit in derl Gruppirung, die
Vorbereitungen zu demselben in's Auge gefafst zu haben.