wurde. Diese Opfermahlzeiten, welche der Mensch mit der Gottheit theilte,
wurden ein integrirender Bestandtheil des Opfers, und nur bei den Todten-
opfern oder bei solchen, auf welchen ein Fluch ruhte, pflegte man das
Fleisch zu vergraben. Kräftig, fehlerfrei und noch nicht für menschliche
Zwecke verwendet mufste das Opferthier sein; nur in Sparta, wo luxu-
riöse Opfer überhaupt der dorischen Mäfsigkeit nicht entsprachen, wurde
auf die Makellosigkeit der Thiere weniger Gewicht gelegt.
Was die Opfergebriiuche selbst betrifft, so können wir aus der Schil-
derung im Homer eine ziemlich vollständige Vorstellung derselben gewinnen
und werden wir, da die älteren Gebräuche auch in den späteren Zeiten
noch allgemein üblich waren, nur Weniges hinzuzufügen haben. Die be-
treffenden Stellen (Od. llI, 436 if. und Il. I, 458 1T.) lauten:
Der graue reisige Nester
Gab das Gold; und der Meister umzog die Hörner des Rindes
Kunslreich, dal's anschauend den Schmuck sich freute die Göttin.
Slratios führf am Horne die Kuh, und der edle Echephron.
Wasser der Weih' auch trug im blumigen Becken Aretos
Aus dem Gemach in der Hand, mit der anderen heilige Gersle
Haltend im Korbh Auch trat der streitbare Held Thrasymedes
Her, die geschliffene Axt in der Hand, das Rind zu erschlagen.
Perseus hielt die Schale dem Blut. Der reisige Nester
Nahm Weihwasser und Gersf, als Erstlinge; viel zur Alhene
Betend, begann er das Opfer, und warf in die Flamme das Slirnhaar.
Aber nachdem sie geileht, und heilige Gerste gestreuet,
Beugten zurück sie die Hälsß und schlachteten, zogen die Häuf ab,
Schnitten die Schenkel heraus, und umwickelten solche mit Fette
Zwiefach umher, und bedeckten sie dann mit Stücken der Glieder.
Jetzo verbrannf es auf Scheiten der Greis, und dunkeles Weines
Sprenglf er darauf; ihn umstanden die Jünglinge, haltend den Fünfzack.
Als sie die Schenkel verbrannt, und die Eingeweide gekostet,
Jetzt auch das Ucbrige schnitten sie klein, und steckten's an Spiefse,
Brielen sodann vorsichtig, und zogen es alles herunter.
Zu jener im homerischen Epos erwähnten Vergoldung der Hörner trat
später die Sitte, dieselben mit Kränzen und Tänien zu zieren. Liefs das
Opferthier sich willig zum Altar fuhren und gab es durch Kopfnicken
gleichsam seine Einwilligung zum Opfertode, so galt dies für ein günstiges
Zeichen. Beim Schlachten'des Thieres aber beobachtete man die Sitte,
den Kopf desselben, wurde das Opfer den Unterirdischen dargebracht, zur
Erde zu biegen, bei Opfern für die himmlischen Götter jedoch den Kopf
des Thieres gen Himmel zu drehen und mit dem Messer die Kehle zu
durchbohren. In dieser Stellung erblicken wir auf antiken Bildwerken