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Die theatralischen Darstellungen.
Die Zuschauer.
dem die Ueberschüsse der liir die Theorien aus der Tributkasse bestimmten
Gelder nicht mehr ausreichten, um die unersättliche Schaulust des Volkes
zu befriedigen, die nur für den Fall eines Krieges zurückgelegten Ueber-
schufsgelder aus der Verwaltung angegrilfen und aufgebraucht werden mufs-
ten. Die Plätze im Theater waren natürlich nicht alle von gleicher Güte
und die besten wurden unstreitig auch theurer von den vermögenden Be-
suchern bezahlt. Dafs aber jeder Theaterbesucher sich wenigstens innerhalb
der auf seinem Eintrittsbillet bezeichneten Kerkis und Stockwerkes zu
halten hatte, darüber wachte die Theaterpolizei (Qaßdoqvögoo, öaßöoöxoa).
Die Hauptmasse der Zuschauer bestand aus Männern; den Frauen hingegen
gestattete die Sitte der älteren Zeit nur den Besuch des Theaters bei Auf-
führung von Tragödien, während die derben Späfse der Komödie mitanzu-
hören, einer sittsamen Athenerin nicht wohl anstand. Eine Ausnahme machten
nur die Hetären, die sich in der Komödie häufig als Zuschauerinnen ein-
fanden. Mit ziemlicher Gewifsheit aber kann man annehmen, dafs die Sitze
der Frauen von denen der Männer getrennt gewesen sind. Knaben hingegen
war der Zutritt zur Tragödie sowohl, wie zur Komödie gestattet. Ob auch
Sklaven sich unter die Zuschauer mischen durften, bleibt freilich zweifel-
haft. Denn ebenso, wie den Pädagogen der Eintritt in die Schulstube
während des Unterrichts verboten war, mochte ihnen auch wohl nur die
Begleitung ihrer Pllegebefohlenen zu den Sitzplätzen im Theater, nicht aber
ein ferneres Verweilen in demselben erlaubt gewesen sein. In gleicher Weise
waren diejenigen Sklaven, welche den Erwachsenen die Polster für die
Sitzplätze nachtrugen, vom Zuschauen ausgeschlossen. Möglich aber, dal's
seit der Zeit, wo der Eintritt käuflich wurde, auch gewissen Classen von
Sklaven der Besuch des Theaters gestattet war. Was nun die Haltung
der Zuschauer während der Vorstellung betrifft, so kann man aus manchen
Stellen bei den alten Autoren schliefsen, dal's dieselbe schon damals eine
ebenso bewegliche war, wie noch heutzutage in den Theatern des süd-
lichen Europas Mit rauschendem Beifall, welcher sich durch Hände-
klatschen, Zuruf und Zuwerfen von Blumen kund gab, wurden die Dichter
und dieLeistungen der tüchtigen Schauspieler begrüfst; gegen schlechte Dar-
steller hingegen machte sich der Unwillen des Publicums durch Pfeifen,
ja sogar mitunter in Thätlichkeiten Luft. Dieselben Beweise des Beifalls
oder der Verhöhnung richteten sich aber auch gegen einzelne bekannte Per-
sönlichkeiten unter den Zuschauern bei ihrem Eintritt in das Theater.
Wenden wir uns nun zur decorativen Ausstattung der Skene. Was
die Skenenfront betrifft, so war dieselbe in der ältesten Zeit nur ein-
Stößkig; als aber die Ausbildung des griechischen Drama's durch Aischylos