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Templum in antis.
Doxisches Gebälk.
findet man sich in dem Pronaos B, an dessen Hinterwand sich zwei aus
Stein gearbeitete Sessel cc befinden, von denen, wie die auf ihnen be-
findlichen Inschriften aussagen, der eine der Nemesis, der andere der
Themis geweiht gewesen ist (vgl. Fig. 13). Vielleicht haben sie ursprüng-
lich die Statuen dieser Gottheiten zu tragen gehabt; wenigstens ist die
Statue einer Göttin von alterthümlichem Styl in dem Pronaos aufgefunden
worden. Der Tempel ist nur klein und steht in einer ganz unregelmäßigen
Stellung neben einem größeren, welchen man gewöhnlich als den der
Nemesis betrachtet. Dies nämlich war die von den Einwohnern von
Rhamnus vorzugsweise verehrte Gottheit, und die innere Verwandtschaft
derselben mit der Themis, der Göttin der Gerechtigkeit, deren Verletzungen
die Nemesis zu rächen hat, erklärt das nahe Beieinanderstehen der Tempel;
die unregelmäßige Stellung derselben aber zu einander findet darin seine
Fig 13_ Erklälxgaung, dafs sie nicht aus einer und
2x]! derse en Zeit herrühren, der Tem el der
Themis vielmehr älter zu sein schldint.
Den Aufrifs der Faeade, woran wir
uns die weiteren Eigenthümlichkeiten der
L1: lTill dorischen Bauweise vergegenwärtigen kön-
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i nen, zeigt Fug. 13. Wir sehen zunaehst,
lä! dal's der Tempel auf einigen Stufen ruht,
"lii i, wie dies eine allgemeine Sitte der Griechen
{frg lt i war. Die Säulen, von derselben dorischen
illil Sie ' Art, wie die im vorigen ä beschriebenen,
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tragen nebst den beiden Antenpfeilcrn den
Höhenabschlufs des ganzen Gebäudes, den man mit dem Namen des Ge-
bälkes zu bezeichnen pflegt. Das Gebälk des dorischen Tempels zerfällt
in drei Theile: Architrav, Fries und Kranzgesimse. Der Architrav besteht
aus vierkantigen, glatt behauenen Steinbalken, welche von Säule zu Säule
gelegt (daher der griechische Name ämrnzlltov vauf den Säulenß) und
gleichmäßig auch über die Tempelmauer fortgeführt werden. Darauf folgt
ein zweiter Streifen von ähnlicher Beschaffenheit, nur dal's hier gewisse
vorspringende und durch verticale Streifen gezierte Theile, Triglyphen
(Iqiylvtpog), mit viereckigen Feldern abwechseln, welche von den Griechen
Mctopen genannt und gewöhnlich mit bildlichem Schmuck, d. h. mit Re-
liefs, geschmückt wurden. Nach diesen Figuren (C601) nannten die Griechen
diesen Theil des Gebälkes Cmcpögog. Den Abschlufs des Gebäikes bildet
das Kranzgesirnse, von den Griechen yeidov genannt, und von einem stark
hervortretenden, schräg unterschnittenen Balken gebildet. Ueber diesem